Von nzz.ch
«Die Eishockey-Legende der Woche»: Brooks Laich glänzte in Kloten auf wie neben dem Eis – und ruinierte dabei seine NHL-Karriere
Während des NHL-Lockouts 2012 beeindruckte der Kanadier Brooks Laich bei den Kloten Flyers. Die kurze Zeit in der hiesigen Liga hat für den NHL-Star letztlich aber gravierende Konsequenzen: Er kann danach nie mehr an seine besten Zeiten anknüpfen.
Yves Tardent
07.10.2021
Brooks Laich (rechts) kam im Zenit seiner Karriere nach Kloten – nur wusste er das damals noch nicht.
Patrick B. Krämer / Keystone
Eigentlich wollten die Kloten Flyers im September 2012 keinen dieser NHL-Spieler verpflichten. Schliesslich waren sie erst wenige Monate zuvor durch den neuen Eigentümer Philippe Gaydoul vor dem Konkurs gerettet worden und wollten fortan vernünftig wirtschaften – mit zwei Junioren-Blöcken und nur zwei Ausländern. Doch als schliesslich wegen des NHL-Lockouts die anderen Klubs Stars wie Hendrik Zetterberg, Patrick Kane, John Tavares oder Joe Thornton aus Übersee verpflichteten, waren die im Sommer gemachten Pläne in Kloten bald Makulatur. Gaydoul sah sich genötigt, «dem Team zu helfen».
Bald schon stand Brooks Laich, 29, mit Sack und Pack am Schluefweg und wollte bereits kurz nach der Landung zum Trainieren aufs Eis. Etwas, was ihm seit Ende Mai verwehrt geblieben war. Laich war damals eine grosse Nummer. Ein Jahr zuvor hatte er bei den Washington Capitals einen Sechsjahresvertrag für 27 Millionen Dollar unterzeichnet, nachdem er in den drei Jahren zuvor jeweils über 20 Tore pro Saison erzielt hatte. Im Team um den russischen Superstar Alexander Owetschkin war der Center eine Führungsfigur und intern äusserst beliebt.
In Kloten beeindruckte der eingefleischte Junggeselle, der auch schon das Cover von Modezeitschriften geziert hatte, mit seiner Professionalität auf und neben dem Eis. Im Rink gewann er fast jedes Bully, war kaum von der Scheibe zu trennen – und machte seine Mitspieler besser. Nach den Spielen traf man ihn beim Workout, um «das Adrenalin aus dem Kreislauf» zu bringen. Keiner trainierte länger, und keiner verpasste in der NHL weniger Spiele. Die NZZ schrieb damals über Laich: «Nur seine Leichtigkeit im öffentlichen Auftritt trennt ihn vom Streber – er schafft den Spagat zwischen Bescheidenheit und Selbstdarstellung mühelos. Laich scheint ein Mann ohne Schatten zu sein.» Die Klotener staunten. Laich sagte dazu: «Ich denke Eishockey, ich spreche Eishockey, ich spiele Eishockey.»
Neben dem Eis war er der perfekte Botschafter für seinen Klub. Er bot keine Angriffsfläche und liess alles mit sich machen, ohne je zum Clown zu werden. So durfte die NZZ dabei sein, als er in Kloten seine möblierte Wohnung bezog.
Brooks Laich bezieht seine möblierte Wohnung. (Kloten, 11. Oktober 2012)
Christian Beutler / NZZ
Für die Kloten Flyers absolvierte der Kanadier 19 Spiele (6 Tore / 12 Assists). Dass es nicht mehr Partien wurden, lag daran, dass er sich verletzte. Er liess sich in Übersee behandeln, quälte sich nochmals durch ein Spiel – aber es ging nicht mehr. Noch vor dem Ende des Lockouts reiste Laich wieder heim.
In den folgenden Saisons kam Laich nie mehr an das gewohnte Rendement heran und verpasste jede Saison mehr Spiele. Schuld war die in Kloten zugezogene Verletzung. Schliesslich schoben ihn die Capitals nach Toronto ab. 2017/18 durfte er sich noch 12 Partien bei den Los Angeles Kings beweisen, bevor diese das torlose Engagement beendeten.
Laich, der vor seiner Zeit in Kloten Tore und Punkte am Laufmeter erzielt hatte, kam nachher noch auf mickrige 19 Tore – in fünf Saisons. Offiziell beendet hat Laich seine Karriere erst im Juni 2021, fast vier Jahre nach seinem letzten Spiel, per Instagram-Post. Insgesamt hat er 776 Spiele in der NHL absolviert (332 Punkte).
Da ist er schon längst Unternehmer, Influencer und noch immer Fitness-Freak. Die Welt sieht er als «Playground», und er ist süchtig nach allerlei Abenteuern unter und auf dem Wasser, in der Luft oder den Bergen. Immer mit dabei ist sein abgöttisch geliebter Hund Koda. Auch an diversen Galas tritt er auf, seit er mit der Schauspielerin Julianne Hough liiert war und so seinen Prominenten-Status über den Sport hinaus erweiterte.
Wer ihn heute googelt, erfährt zuerst von seiner Scheidung von Hough – und dass er bereits eine neue Freundin habe, die Cross-Fit-Influencerin Katrin Davidsdottir. Seine kurze Zeit in Kloten ist da nicht einmal eine Randnotiz – obschon sie für seine Karriere letztlich prägend war.
Hat ein Flair für öffentliche Auftritte: Brooks Laich mit seiner damaligen Freundin und späteren Ehefrau, der Schauspielerin Julianne Hough, an einer Gala in Los Angeles. Mittlerweile ist das Paar geschieden (Los Angeles, 10. September 2016).