Tagi/Dominic Duss mit einem kleinen Lagebericht nach 2 x Ambri und vor 2 x Derby. Publiziert heute, um 11:30.
EHC vor wegweisenden Zürcher Derbys
Die Klotener nehmen viel Selbstvertrauen in die ZSC-Arena mit
Dario Meyer lässt bei der 3:4-Heimniederlage nach Penaltyschiessen gegen Ambri einige Topchancen aus. Nun will der EHC-Stürmer am Mittwoch im Derby in Altstetten seine Torflaute beenden.
Vier Punkte gewann der EHC Kloten in den beiden Spielen vom Wochenende gegen Ambri. Drei hatte er am Freitagabend dank des 3:2-Sieges aus dem Tessin heimgebracht. Einen Zähler erkämpfte sich der Aufsteiger keine 24 Stunden später am Schluefweg – wortwörtlich. 1:3 lagen die Zürcher Unterländer nach 40 Minuten hinten, weil sie im Startdrittel zu viele Topchancen während drei Überzahlsituationen ausliessen. «Es ist schon bitter, dass wir im Powerplay nicht trafen», sagte Dario Meyer nach dem Abnützungskampf. Der Stürmer trauerte vor allem seinen verpassten Möglichkeiten nach, davon zwei hochkarätigen im Powerplay.
In der 16. Minute prallte sein Direktschuss von der Latte ab. Es wäre das 2:1 gewesen. Doch stattdessen gelang Ambri dieses beim darauffolgenden Gegenstoss, kurz nach Grassis Rückkehr von der Strafbank. Das Glück war bei diesem Treffer auf der Seite der Leventiner, wie schon beim 1:0 nur 108 Sekunden nach Spielbeginn, als die Scheibe via Schlittschuh von Nicholas Steiner im Tor gelandet war. Worauf Eric Faille in der 5. Minute ausgeglichen hatte.
Im Mitteldrittel konnte Kloten den Rückschlag nicht wegstecken und musste gar einen weiteren hinnehmen. Virtanens Distanzschuss wurde in der 27. Minute unhaltbar abgelenkt, wieder war auch ein Stock eines Kloteners dabei. Der EHC versuchte darauf zu reagieren, doch in der Offensive fehlte es ihm an zündenden Ideen. Die Schüsse wurden vom Gegner geblockt oder sie fielen zu harmlos aus. Die Zürcher erweckten nicht den Eindruck, dass sie noch etwas reissen würden.
«Wir zeigten viel Charakter»
Im Schlussdrittel rappelten sie sich auf. Der Shorthander durch Topskorer Jonathan Ang in der 44. Minute setzte neue Energien frei. Ambri geriet zunehmend unter Druck, der EHC suchte den Ausgleich und fand ihn schliesslich in der 55. Minute. Captain Steve Kellenberger verwertete eine Vorlage David Reinbachers zum 3:3. «Wir zeigten viel Charakter», hielt Dario Meyer zurecht fest. Auch die vierte Strafe überstand Kloten schadlos, rettete sich so in die Overtime.
In dieser glänzte Juha Metsola mit Paraden, ebenso Ambri Keeper Benjamin Conz. Die Entscheidung fiel im Penaltyschiessen. Lucas Ekestahl-Jonsson versenkte seinen ersten Versuch und nahm nach je fünf auf beiden Seiten nochmals Anlauf, traf aber nur den Pfosten. Heed sicherte den Tessinern schliesslich den Zusatzpunkt.
«Wir können viele positive Dinge mitnehmen.»
Dario Meyer
«Wir betrieben viel Aufwand und es wäre mehr drin gelegen», seufzte Meyer. In den Powerplays erspielte sich seine Linie Chance um Chance, doch der Puck wollte nicht ins Tor fallen. «Trotzdem gibt es viele positive Dinge, die wir mitnehmen können», hob der 26-jährige Flügel hervor. Das Boxplay war stark, dem Gegner wurde allgemein wenig Raum gelassen. Und wie sich der EHC gegen die erste drohende Heimniederlage nach 60 Minuten seit Anfang Dezember stemmte, war eindrücklich.
Nur vier Punkte hinter dem ZSC
Dass am Ende nur einer, statt der möglichen drei Zähler herausschauten, ärgerte Meyer zwar. «Doch die vier Punkte nehmen wir», betonte der Angreifer. Kloten bleibt auf Rang 7, hat auf das elftplatzierte Lugano ein Polster von zehn Zählern. Und der EHC schnuppert weiterhin an den Top 6, liegt nur vier Punkte hinter den ZSC Lions, die nach der sechsten Niederlage in Serie um ihre vierte Tabellenposition bangen müssen.
Dem Erzrivalen stehen die Klotener als Nächstes gegenüber, es kommt zum lang erwarteten Back-to-back im Zürcher Derby. Der EHC ist am Mittwoch in der ZSC-Arena zu Gast und empfängt die Lions dann am Freitag in seinem Stadion. Dario Meyer freut sich auf die beiden Duelle. «Wir können mit viel Selbstvertrauen in die Derbys steigen.» In den vergangenen fünf Spielen gelang ihm kein Skorerpunkt mehr, zuvor hatte er in fünf von sechs Partien gepunktet und vier Tore erzielt. Darauf angesprochen antwortete er: «Darob zu verzweifeln wäre der falsche Weg.» Noch härter arbeiten, um wieder zu treffen, lautet seine Devise.
Gegen die Lions besonders heiss
Vielleicht geht ihm ausgerechnet gegen die ZSC Lions der Knopf auf, das wäre natürlich eine besondere Genugtuung. Dran bleiben, das ist für den EHC jetzt wichtig. «Dort blieben, wo wir sind», will Meyer mit seinem Team. Der Fokus ist auf das nächste Spiel gerichtet und nicht auf die Tabelle. Es wird ein heisses Derby in Altstetten, wobei Kloten definitiv weniger zu verlieren hat als die Lions.
Die EHC-Fans müssen ihre Fahnen und Trommeln daheim lassen, weil solche seit den Krawallen von ZSC-Anhängern beim Spiel in Rapperswil-Jona vom 7. Januar in der Swiss-Life-Arena vorläufig nicht mehr zugelassen sind. Und beide Fanlager müssen sich zusammenreissen. Die Klotener stehen ebenfalls unter Beobachtung, nachdem im letzten Derby in Altstetten die Toiletten im Gästesektor zerstört worden waren. Es wird in vielerlei Hinsicht ein wegweisendes Derby.