Presseschau

Der Tagi zur Einstimming aufs Derby 😎, online publiziert heute Samstag, 11:49

Endlich wieder Derby-Hockey
Und die Fans im Hallenstadion skandieren: «Sitz, du Sau!»
Erstmals nach viereinhalb Jahren und bereits zum 212. Mal treffen Kloten und die ZSC Lions aufeinander. Da werden Erinnerungen wach.

Er hüpfte, tanzte und sang voller Inbrunst: «EHC, Nati B, schalalala!» Und: «Züri isch Meischter, Chloote isch im B!» Die Rede ist von Phil Baltisberger. Vor viereinhalb Jahren verhöhnte der ZSC-Verteidiger anlässlich der Meisterfeier den Absteiger Kloten, entschuldigte sich später via Twitter und meinte, er werde die Derbys vermissen. Nun kommt es am Samstag in Kloten zum ersten Wiedersehen nach 1736 Tagen.

Es ist das 212. Aufeinandertreffen. Kloten holte sich 113, der «Zett» 85 Siege. 13 Duelle endeten unentschieden. Unzählige Geschichten wurden geschrieben, und noch heute geraten Kloten-Legende Roman «Limi» Wäger oder der ehemalige ZSC-Captain Bruno Vollmer ins Schwärmen, wenn sie an vergangene Zeiten denken. Damals, in den 1990er-Jahren, als schon Tage zuvor in den Zeitungen die Stimmung angeheizt wurde, der damalige Hallenstadion-Direktor Sepp Voegeli in Klotens Kabinen das Warmwasser abstellte oder die Heizung aufdrehte. «Es war dann gefühlte 70 Grad heiss», sagt Vollmer.

«Wir waren Feindbilder, wurden mit Bier geduscht. Sogar Würste kamen geflogen.»
Roman Wäger, ehemaliger Kloten-Stürmer

Alle heben die Atmosphäre im alten Hallenstadion hervor. «Wenn Fige Hollenstein kam, tobten die Fans», erinnert sich Arno Del Curto. «Wurde er auf die Strafbank geschickt, skandierten sie: ‹Sitz, du Sau!› Er heizte das Ganze zusätzlich an und blieb einfach stehen. Das waren geile Zeiten.» Roman Wäger erinnert sich: «Wir waren Feindbilder, wurden mit Bier geduscht. Sogar Würste kamen geflogen. Weil überall geraucht wurde, roch man schon nach dem Einlaufen, als hätte man seit drei Tagen die Kleidung nicht gewechselt.»
Doch auch in Kloten ging es hoch zu. «Man hat mich ausgepfiffen. Aber ich konnte es verstehen. Das war nicht lustig für die Fans», sagt Andreas «Zesi» Zehnder, der erste Spieler, der 1989 von Kloten zum ZSC übergelaufen war. Ein No-go war das damals. «Statt des HCD hätte ich auch Kloten übernehmen können, schlug die Offerte aber aus. Vom ZSC zu Kloten, das ging einfach nicht», sagt Del Curto.
Viele Derby-Geschichten sind entstanden. Hier eine Auswahl:

Die pummelige Sowjet-Legende

1991 treffen die Rivalen erstmals im Playoff aufeinander. Nach einem 0:7 im ersten Viertelfinal bringt ZSC-Trainer Pavel Wohl den pummeligen Wladimir Krutow. «Hören Sie, der Mann war der beste Linksaussen der Welt», rechtfertigt sich der tschechische Professor. Krutow wird zum Mann des Spiels, skort beim 6:4 zwei Tore und einen Assist. Nach dem ersten Treffer des Russen erleidet Hallenstadion-Direktor Voegeli einen Herzanfall und muss auf die Intensivstation.


Das verrückteste Derby

Noch heute sprechen viele vom vierten Viertelfinal-Duell 1991. Vor 12’051 Zuschauern im rauchgeschwängerten Hallenstadion geht das Bier schon nach zwei Dritteln aus. Der ZSC führt 6:5, als Zesi Zehnder sich einen Fehlpass leistet und Kent «The Magic Man» Nilsson 30 Sekunden vor Schluss ausgleichen kann. Während Anders Eldebrink seinen Versuch im Penaltyschiessen verwertet, scheitert Bob Martin an der Lattenunterkante. Der ZSC scheidet aus.


Erster Auswärtssieg

Der ZSC gewinnt zwar das erste Derby: 17:1 im Cup 1960. Doch erst im Januar 1993 reüssieren die Stadtzürcher erstmals in Kloten. Nach dem sporthistorischen 4:2 lassen sie eine Krawatte produzieren. Und Vollmer vergleicht: «In Lugano konnte man nach einem Derby-Sieg gar eine Woche gratis einkaufen.»
Fan-Boykott nach Del-Curto-Rauswurf
Auch das 3:3 im Oktober 1993 ist aus Stadtzürcher Sicht ein Coup. Denn: «Wir hatten damals gegen Kloten schlicht keine Chance. Stand es 0:7 und wir schossen ein Tor, flippten die Fans aus. Schossen wir ein zweites, war es, als hätten wir gewonnen», blickt Del Curto zurück. Doch an jenem Abend bleiben viele Fans dem Spiel fern. Sie goutieren nicht, dass die Verantwortlichen Del Curto eine Woche zuvor entlassen haben, und gehen mit dem Engadiner ans Iggy-Pop-Konzert. «Das Volkshaus war gerammelt voll. Da waren Fans in ‹Zeugen Del Curtos›-Shirts. Geil wars», so der heute 66-Jährige.


Krutow und der tote Mann

Spiel 3 des Playoff-Viertelfinals im März 2008: Klotens Romano Lemm prallt mit Alexei Krutow zusammen. Während sich der Russe auf dem Eis windet, wird Lemm ausgeschlossen. Der ZSC macht in Überzahl alles klar, gewinnt zum dritten Mal. Und Krutow? Er kehrt wenig später zurück. «Krutow hat eine grosse Show abgezogen. Zuerst spielt er den toten Mann, dann ist er pudelmunter. Das hat mit Eishockey nichts mehr zu tun», ärgert sich Lemm.
Der Klotener wird gesperrt, der ZSC zieht in den Halbfinal ein und wird mit Domenico Pittis Meister. Erst im Januar hat Pittis Kloten Hals über Kopf verlassen. Er habe es mit der Schwedenfraktion nicht mehr ausgehalten, sagt er.


Meistertitel in Kloten

«Sorry, Kloten, es hat wieder nicht gereicht.» Mit dieser Aussage erzürnt Ex-Kloten-Stürmer Roman Wick im April 2014 die Kloten-Fans. Zum dritten Mal innert fünf Jahren verlieren die Zürcher Unterländer einen Final. Der ZSC feiert ausgerechnet am Schluefweg. Kloten gewinnt kein Spiel, verliert letztlich im Penaltyschiessen. Robert Nilsson, der Sohn des früheren Kloten-Stars Kent, und Torhüter Lukas Flüeler werden zu Helden. Flüeler lebt damals mit Klotens Simon Bodenmann in einer WG. «Bodi zog im Playoff aus. Wer will schon den Gegner bei sich haben?» so Flüeler.
Wäger und Vollmer sagen unisono: «Eine WG? Das wäre zu unserer Zeit undenkbar gewesen.» Doch spinnefeind war man sich auch nicht. «Am Sechstagerennen», erinnert sich Vollmer, «sind wir mit dem Gegner an derselben Bar versumpft.»


Simpson attackiert Hollenstein

Im Januar 2015 bestreitet ZSC-Captain Mathias Seger in Kloten sein 1000. Spiel in der höchsten Liga. Doch für Schlagzeilen sorgt Sean Simpson. Die Stadtzürcher machen im letzten Drittel aus einem 0:2 ein 4:2, fügen dem neuen Kloten-Trainer die vierte Niederlage im fünften Spiel zu. Simpson attackiert seinen Vorgänger Felix Hollenstein: «Es ist eine Frage der Kondition. Zu viele Spieler sind in schlechter physischer Verfassung», kritisiert der ehemalige Nationalcoach: «Ich weiss nicht, was sie im letzten Sommer getan haben. Es wird ein fucking hartes Sommertraining für diese fucking Guys geben.» Später krebst Simpson zurück. Er habe Hollenstein nicht angreifen wollen und habe grössten Respekt vor ihm.
 
Ganz geil! Das gibts noch andere geile Stories. Convery der Micheli auf die Fresse gab, der Hass der Pittis entgegenschlug oder Cormier der uns einen Sieg im Penaltyschiessen sicherte. Oder die Play Off Serie anfangs 2000er die wir gewonnen haben. Lasst uns die Geschichte heute neu Schreiben!!
 
Die Presse (Tagi) zum grandiosen Derbysieg: 😎

Schlägereien und ein aberkanntes Tor
Aufsteiger Kloten gewinnt hitziges Derby
Überraschung: Die ZSC Lions kassieren im ersten Derby nach viereinhalb Jahren eine bittere Auswärtsniederlage, verlieren vor 7226 Zuschauern 1:2.

Im Vergleich mit früher fehle es den Derbys heute an Pfeffer. Das sagt die Klotener Hockey-Legende Roman «Limi» Wäger vor dem ersten Zürcher Derby seit Januar 2018. Sein Pendant, Andreas «Zesi» Zehnder, stimmt ihm zu. «Früher war Hardcore.» Zehnder spricht von brutalem Hass, auch auf den Tribünen. «Im alten Hallenstadion mussten sogar die Hells Angels für Ruhe und Ordnung sorgen.» So weit kommt es glücklicherweise nicht. Doch von fehlendem Zunder kann definitiv keine Rede sein.

Dass sich Kloten und der ZSC nicht mögen, zeigt sich schon nach zehn Minuten. Im Mittelpunkt steht ein 17-Jähriger. Nachdem David Reinbacher ZSC-Goalie Ludovic Waeber leicht touchiert, kommt es zur ersten Keilerei. Phil Baltisberger geht auf Reinbacher los. Garrett Roe prügelt sich mit Kloten-Captain Steve Kellenberger. Und Marc Marchon knöpft sich Lions-Verteidiger Christian Marti vor. Die Schiedsrichter haben grösste Mühe, die Übersicht zu behalten.
Eishockey gespielt wird dann allerdings auch. Nach einer Glanzparade von Kloten-Goalie Juha Metsola reisst es die Fans in der Stimo-Arena von den Sitzen. Der Finne scheint gegen Simon Bodenmann schon geschlagen, rettet dann aber am Boden liegend mit der Fanghand.

Von einem Klassenunterschied kann keine Rede sein. Einzig bei Spielhälfte gerät das Team von Jeff Tomlinson ins Wanken. Roe scheitert an der Latte, Willy Riedi am Pfosten und Bodenmann – wieder er – wischt die Scheibe am leeren Tor vorbei.
Fans feuern Kloten schon im Warm-up an
Der ZSC lässt nicht nur Top-Chancen liegen, er bringt sogar das Kunststück fertig, zu spät aus der Garderobe zurückzukehren. Diese Überzahl kann der Aufsteiger nicht verwerten. Doch als sich Lucas Wallmark nach einem hohen Stock an Reinbacher vier Strafminuten einhandelt, schlägt der EHC zu. Dario Meyer trifft ins rechte Lattenkreuz. Auf den Rängen gibt es kein Halten mehr.
12 Minuten vor Schluss ist ZSC-Keeper Waeber erneut geschlagen. Doch die Unparteiischen annullieren Reinbachers Treffer wegen einer Torhüterbehinderung. Statt 2:0 steht es wenig später 1:1. Alexandre Texier profitiert von einem Missverständnis zwischen Capaul und Meyer. Vorteil ZSC? Von wegen!

Kloten gibt sich unbeeindruckt. Zwei Minuten nach dem 1:1 liegen die Zürcher Unterländer bereits wieder vorne. Miro Aaltonen verwertet einen Konter. Es ist der Schlusspunkt.

Der EHC, der vor dem Match seinen Aufstiegshelden Robin Figren verabschiedet, lässt nichts mehr anbrennen. Klotens Fans, die schon am Morgen beim Warm-up ihr Team anfeuern, feiern bis weit nach Spielschluss.
 

Emilius

Törliöffner
Der Tagi zur Einstimming aufs Derby 😎, online publiziert heute Samstag, 11:49

Endlich wieder Derby-Hockey
Und die Fans im Hallenstadion skandieren: «Sitz, du Sau!»
Erstmals nach viereinhalb Jahren und bereits zum 212. Mal treffen Kloten und die ZSC Lions aufeinander. Da werden Erinnerungen wach.

Er hüpfte, tanzte und sang voller Inbrunst: «EHC, Nati B, schalalala!» Und: «Züri isch Meischter, Chloote isch im B!» Die Rede ist von Phil Baltisberger. Vor viereinhalb Jahren verhöhnte der ZSC-Verteidiger anlässlich der Meisterfeier den Absteiger Kloten, entschuldigte sich später via Twitter und meinte, er werde die Derbys vermissen. Nun kommt es am Samstag in Kloten zum ersten Wiedersehen nach 1736 Tagen.

Es ist das 212. Aufeinandertreffen. Kloten holte sich 113, der «Zett» 85 Siege. 13 Duelle endeten unentschieden. Unzählige Geschichten wurden geschrieben, und noch heute geraten Kloten-Legende Roman «Limi» Wäger oder der ehemalige ZSC-Captain Bruno Vollmer ins Schwärmen, wenn sie an vergangene Zeiten denken. Damals, in den 1990er-Jahren, als schon Tage zuvor in den Zeitungen die Stimmung angeheizt wurde, der damalige Hallenstadion-Direktor Sepp Voegeli in Klotens Kabinen das Warmwasser abstellte oder die Heizung aufdrehte. «Es war dann gefühlte 70 Grad heiss», sagt Vollmer.

«Wir waren Feindbilder, wurden mit Bier geduscht. Sogar Würste kamen geflogen.»
Roman Wäger, ehemaliger Kloten-Stürmer

Alle heben die Atmosphäre im alten Hallenstadion hervor. «Wenn Fige Hollenstein kam, tobten die Fans», erinnert sich Arno Del Curto. «Wurde er auf die Strafbank geschickt, skandierten sie: ‹Sitz, du Sau!› Er heizte das Ganze zusätzlich an und blieb einfach stehen. Das waren geile Zeiten.» Roman Wäger erinnert sich: «Wir waren Feindbilder, wurden mit Bier geduscht. Sogar Würste kamen geflogen. Weil überall geraucht wurde, roch man schon nach dem Einlaufen, als hätte man seit drei Tagen die Kleidung nicht gewechselt.»
Doch auch in Kloten ging es hoch zu. «Man hat mich ausgepfiffen. Aber ich konnte es verstehen. Das war nicht lustig für die Fans», sagt Andreas «Zesi» Zehnder, der erste Spieler, der 1989 von Kloten zum ZSC übergelaufen war. Ein No-go war das damals. «Statt des HCD hätte ich auch Kloten übernehmen können, schlug die Offerte aber aus. Vom ZSC zu Kloten, das ging einfach nicht», sagt Del Curto.
Viele Derby-Geschichten sind entstanden. Hier eine Auswahl:

Die pummelige Sowjet-Legende

1991 treffen die Rivalen erstmals im Playoff aufeinander. Nach einem 0:7 im ersten Viertelfinal bringt ZSC-Trainer Pavel Wohl den pummeligen Wladimir Krutow. «Hören Sie, der Mann war der beste Linksaussen der Welt», rechtfertigt sich der tschechische Professor. Krutow wird zum Mann des Spiels, skort beim 6:4 zwei Tore und einen Assist. Nach dem ersten Treffer des Russen erleidet Hallenstadion-Direktor Voegeli einen Herzanfall und muss auf die Intensivstation.


Das verrückteste Derby

Noch heute sprechen viele vom vierten Viertelfinal-Duell 1991. Vor 12’051 Zuschauern im rauchgeschwängerten Hallenstadion geht das Bier schon nach zwei Dritteln aus. Der ZSC führt 6:5, als Zesi Zehnder sich einen Fehlpass leistet und Kent «The Magic Man» Nilsson 30 Sekunden vor Schluss ausgleichen kann. Während Anders Eldebrink seinen Versuch im Penaltyschiessen verwertet, scheitert Bob Martin an der Lattenunterkante. Der ZSC scheidet aus.


Erster Auswärtssieg

Der ZSC gewinnt zwar das erste Derby: 17:1 im Cup 1960. Doch erst im Januar 1993 reüssieren die Stadtzürcher erstmals in Kloten. Nach dem sporthistorischen 4:2 lassen sie eine Krawatte produzieren. Und Vollmer vergleicht: «In Lugano konnte man nach einem Derby-Sieg gar eine Woche gratis einkaufen.»
Fan-Boykott nach Del-Curto-Rauswurf
Auch das 3:3 im Oktober 1993 ist aus Stadtzürcher Sicht ein Coup. Denn: «Wir hatten damals gegen Kloten schlicht keine Chance. Stand es 0:7 und wir schossen ein Tor, flippten die Fans aus. Schossen wir ein zweites, war es, als hätten wir gewonnen», blickt Del Curto zurück. Doch an jenem Abend bleiben viele Fans dem Spiel fern. Sie goutieren nicht, dass die Verantwortlichen Del Curto eine Woche zuvor entlassen haben, und gehen mit dem Engadiner ans Iggy-Pop-Konzert. «Das Volkshaus war gerammelt voll. Da waren Fans in ‹Zeugen Del Curtos›-Shirts. Geil wars», so der heute 66-Jährige.


Krutow und der tote Mann

Spiel 3 des Playoff-Viertelfinals im März 2008: Klotens Romano Lemm prallt mit Alexei Krutow zusammen. Während sich der Russe auf dem Eis windet, wird Lemm ausgeschlossen. Der ZSC macht in Überzahl alles klar, gewinnt zum dritten Mal. Und Krutow? Er kehrt wenig später zurück. «Krutow hat eine grosse Show abgezogen. Zuerst spielt er den toten Mann, dann ist er pudelmunter. Das hat mit Eishockey nichts mehr zu tun», ärgert sich Lemm.
Der Klotener wird gesperrt, der ZSC zieht in den Halbfinal ein und wird mit Domenico Pittis Meister. Erst im Januar hat Pittis Kloten Hals über Kopf verlassen. Er habe es mit der Schwedenfraktion nicht mehr ausgehalten, sagt er.


Meistertitel in Kloten

«Sorry, Kloten, es hat wieder nicht gereicht.» Mit dieser Aussage erzürnt Ex-Kloten-Stürmer Roman Wick im April 2014 die Kloten-Fans. Zum dritten Mal innert fünf Jahren verlieren die Zürcher Unterländer einen Final. Der ZSC feiert ausgerechnet am Schluefweg. Kloten gewinnt kein Spiel, verliert letztlich im Penaltyschiessen. Robert Nilsson, der Sohn des früheren Kloten-Stars Kent, und Torhüter Lukas Flüeler werden zu Helden. Flüeler lebt damals mit Klotens Simon Bodenmann in einer WG. «Bodi zog im Playoff aus. Wer will schon den Gegner bei sich haben?» so Flüeler.
Wäger und Vollmer sagen unisono: «Eine WG? Das wäre zu unserer Zeit undenkbar gewesen.» Doch spinnefeind war man sich auch nicht. «Am Sechstagerennen», erinnert sich Vollmer, «sind wir mit dem Gegner an derselben Bar versumpft.»


Simpson attackiert Hollenstein

Im Januar 2015 bestreitet ZSC-Captain Mathias Seger in Kloten sein 1000. Spiel in der höchsten Liga. Doch für Schlagzeilen sorgt Sean Simpson. Die Stadtzürcher machen im letzten Drittel aus einem 0:2 ein 4:2, fügen dem neuen Kloten-Trainer die vierte Niederlage im fünften Spiel zu. Simpson attackiert seinen Vorgänger Felix Hollenstein: «Es ist eine Frage der Kondition. Zu viele Spieler sind in schlechter physischer Verfassung», kritisiert der ehemalige Nationalcoach: «Ich weiss nicht, was sie im letzten Sommer getan haben. Es wird ein fucking hartes Sommertraining für diese fucking Guys geben.» Später krebst Simpson zurück. Er habe Hollenstein nicht angreifen wollen und habe grössten Respekt vor ihm.
Witzig. Rocchinotti (der Autor dieses tollen Artikels) ist ja ein waschechter Klotener. Die Derbysaga besteht für ihn offenbar vor allem aus alten ZSC-Storys aus den frühen 90ern. Ich werde mit den wenigsten Geschichten davon warm, weil sie mich nicht so interessieren.
Aber ich will mit Rochinotti nicht tauschen. Es ist wahrscheinlich ein Knochenjob, im Tagesanzeiger für die Zielgruppe der ZSC-Boomers zu schreiben. Jene wollen selbstvergewissernde Geschichten aus den wilden alten Zeiten hören, während sie auf ihrem teuern Sitzplatz in der "Swiss Life Arena" Getränke via App ordern.


DERBYSIEG!
 
Zuletzt bearbeitet:
Tagi/Rocchinotti doppelt gleich nach:

Hitziges Zürcher Hockey-Derby
«Sie mögen es nicht, wenn die Jungen frech sind»
Emotionen pur: Das erste Duell seit vier Jahren ist ein Spektakel. Aufsteiger Kloten gewinnt 2:1. Doch selbst beim ZSC schwärmen sie von der Atmosphäre.

Mitternacht ist längst vorüber. Doch noch immer wird in der «Wöschchuchi», dort, wo früher im Stadion die Trikots gewaschen wurden und nun Gäste bedient werden, fleissig Bier ausgeschenkt. Oder zumindest wird es versucht. Ob der Zapfhahn klemmt oder das Problem am Personal liegt, ist nicht überliefert. Den Kloten-Fans ist die Warteschlange jedenfalls egal. Es wird munter gefeiert, gegrölt und geschnupft. Einer steht mit einem breiten Grinsen in einer Ecke und sagt: «Für solche Momente sind wir aufgestiegen.»

Obwohl krasser Aussenseiter, gewinnt Kloten das erste Aufeinandertreffen gegen die ZSC Lions nach viereinhalb Jahren. Während es nach dem 2:1-Erfolg von den Stehplätzen «Derby-Sieg! Derby-Sieg!» hallt, gerät Captain Steve Kellenberger kaum mehr aus dem Schwärmen heraus. Seine Augen funkeln. «Ich habe vor der Saison gesagt: Das Geilste werden die Derbys sein. Auf sie freue ich mich am meisten. Wenn beide Fangruppierungen für Stimmung sorgen, gepfiffen wird und die Leute auf den Sitzplätzen richtig mitgehen, geht man noch motivierter ans Werk. Man hat gesehen, wie wichtig die Zuschauer sind und was sie bewirken können.»
Das 212. Derby vor 7312 Fans bietet alles, was das Hockeyherz begehrt. Die Atmosphäre in der Stimo-Arena ist von Beginn an elektrisierend. Schon beim Warm-up werden die ZSC Lions mit Pfiffen eingedeckt. Erst recht, als der Speaker den Namen von Denis Hollenstein verkündet. Der Stürmer tritt zum ersten Mal im ZSC-Dress gegen seinen Stammclub an. 2017, als Hollensteins Wechsel publik wurde, verteilte die Gruppierung «Stehplatz Schluefweg» Flyer mit der Überschrift «Aufs falsche Ross gesetzt» und kritisierte darin den damaligen Captain. Auch mit Spruchbändern machten die Fans ihrem Ärger Luft. Dass Hollenstein seinen Wechsel mit den Worten erklärte, das gehöre halt zum Business, stiess vielen sauer auf.
Der Nationalstürmer vermag bei seiner Rückkehr keine Akzente zu setzen. Im Fokus stehen andere. David Reinbacher etwa. Nach zehn Minuten touchiert der Klotener Verteidiger ZSC-Goalie Ludovic Waeber. Bereits kochen die Emotionen ein erstes Mal über. Garrett Roe stürmt auf Reinbacher los, wird dann aber von Marc Marchon und schliesslich von Kellenberger abgefangen. «Plötzlich kamen sie auf mich los, ich wollte mich schützen», sagt Reinbacher. «Ich versuchte einfach, mein Spiel zu machen. Als Junger muss man hartnäckig sein. Ich glaube, die anderen mögen es nicht, wenn man frech ist oder auftrumpft.»
«Nichts Unfaires dabei»
Letztlich ist es Phil Baltisberger, der den Verteidiger von hinten umreisst. «Ich hatte den Eindruck, er berührte den Torhüter. Da musste ich einschreiten. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Dass Reinbacher erst 17 ist, tut nichts zur Sache. Er spielt im Erwachseneneishockey», betont Baltisberger, beschwichtigt aber sogleich. «Alles gut, ich kenne ihn. Wir haben denselben Agenten. Zudem habe ich erst gar nicht realisiert, wer er ist.»

Für Kellenberger ist klar, dass sich in den vergangenen viereinhalb Jahren ohne Derbys einfach vieles aufgestaut hat und es deshalb zur Keilerei kam. «Auch wenn ‹Scheiss-Kloten› skandiert wird: Man hat jetzt gesehen, dass es diese Derbys in Zürich einfach braucht. Dass man sich gegenseitig Nettigkeiten austauscht und markiert wird, gehört dazu. Es war nichts Unfaires dabei.»

«Auch wenn «Scheiss-Kloten» skandiert wird: Man hat jetzt gesehen, dass es diese Derbys in Zürich einfach braucht.»
Kloten-Captain Steve Kellenberger

2018 verhöhnte Baltisberger anlässlich der Stadtzürcher Meisterfeier den Absteiger. Mittlerweile sei das kein Thema mehr. «Die meisten haben das gar nicht mehr im Kopf. Zudem ist Kloten ja jetzt wieder da. Und das ist im Sinne aller», sagt der Verteidiger mit einem Lächeln. «Unser Spiel war sicher nicht gut. Dafür die Stimmung im Stadion. Es ist cool, sind die Derbys zurück.»
Bis zum ersten Tor müssen sich die Zuschauer 46 Minuten lang gedulden. Dann trifft Klotens Dario Meyer in Überzahl. «Die Zuschauer sind förmlich explodiert. Das war einfach nur geil», freut sich Kellenberger. Er spricht von der stärksten Saisonleistung, ist stolz, dass Kloten auf das aberkannte 2:0 und den Ausgleichstreffer der Gäste postwendend reagieren konnte und Miro Aaltonen doch noch den Sieg sicherstellte. Auch der Finne zeigt sich beeindruckt, spricht von unglaublichen Emotionen, wie er sie nie zuvor erlebt habe.

Es ist Klotens 114. Derby-Erfolg. Ebenfalls bemerkenswert: Nach den Siegen gegen die SCL Tigers und Ajoie hat das Team von Jeff Tomlinson, das allerdings noch immer am Tabellenende liegt, nun zum dritten Mal in Folge vor eigenem Anhang gewonnen.
Während die ZSC Lions am Dienstag in Altstetten auf Lugano treffen, steht Kloten erst am kommenden Samstag auswärts in Bern wieder im Einsatz. Das nächste Derby findet dann am 9. Dezember erstmals in der Swiss-Life-Arena statt. Emotionen sind garantiert.
 
Da läufts einem kalt den Rücken runter, wenn einer wie Aaltonen agt, dass er solche Emotionen noch nie erlebt hat. Ekstase pur gestern, als nach dem 2. Ofen sogar die Sitzplätzer abgegangen sind und mitgehüpft sind. Scheiss die Wand an, sowas habe ich in über dreissig Jahren auch nicht erlebt.
Oh ja, das bin ich allerdings! Und ich hab auch von der ersten Minute an ganz in Derby-Manier nicht mit GastUnFreundlichkeit gegeizt! 😉😂😂
 
Da läufts einem kalt den Rücken runter, wenn einer wie Aaltonen agt, dass er solche Emotionen noch nie erlebt hat. Ekstase pur gestern, als nach dem 2. Ofen sogar die Sitzplätzer abgegangen sind und mitgehüpft sind. Scheiss die Wand an, sowas habe ich in über dreissig Jahren auch nicht erlebt.
Insgeheim erhoffe ich mir seit Ende dieses Spiels bereits, dass die Stimmung an diesem Abend genau diese Emotionen in unseren ausländischen Zuzügen ausgelöst hat, bzw. aufgezeigt hat, dass sie hier nicht in irgend einem kalten seelenlosen Club gelandet sind wo man einem semi-interessierten Publikum eine Hintergrundhandlung zu ihren Sitznachbargesprächen und Handyaktivitäten bieten muss, bis man dann eines Tages wieder in einem richtigen Club spielen darf. Ich hoffe das Ganze hat markant dazu beigetragen dass nun der Knopf endgültig aufgeht und man nochmal eine ordentliche Schippe drauflegt in den kommenden Spielen. Genau solche Aussagen bestärken mich in der Ansicht, was für einen immensen Einfluss die Zuschauer auf ein Spiel und die Spieler haben können. Ich hoffe, wir dürfen sowas noch öfter erleben diese Saison!
 
K

kovalev

Guest
Thomas Matter, der SVP clown als neuer Aktionär?
Das hat mit Köppel schon nie geklappt..
Die Politik(er) sollten sich aus dem Sport raushalten.
Störend finde ich auch, dass sämtliche Investoren / Besitzer / Aktionäre / VR, etc im Eishockey der SVP angehören zu scheinen...
 
Thomas Matter, der SVP clown als neuer Aktionär?
Das hat mit Köppel schon nie geklappt..
Die Politik(er) sollten sich aus dem Sport raushalten.
Störend finde ich auch, dass sämtliche Investoren / Besitzer / Aktionäre / VR, etc im Eishockey der SVP angehören zu scheinen...
Matter war schon mal zu Gaydoul-Zeiten dabei. Von daher nichts neues. Mich stört die Parteizugehörigkeit nicht, so lange das Parteiprogramm (völlig egal von welcher Partei) nicht über den Club gestülpt und hinausgetragen wird.
 
Thomas Matter, der SVP clown als neuer Aktionär?
Das hat mit Köppel schon nie geklappt..
Die Politik(er) sollten sich aus dem Sport raushalten.
Störend finde ich auch, dass sämtliche Investoren / Besitzer / Aktionäre / VR, etc im Eishockey der SVP angehören zu scheinen...
Ich verstehe die Befürchtungen, aber im Vergleich zu Köppel ist mir Matter schon fast sympathisch und solange die Partei zu Hause bleibt, wenn's um den Club geht, dann kann ich damit leben. Die Partei des Volkes, hat halt schon den einen oder anderen Millionär in den eigenen Reihen, da wird es bei den Linken schon schwieriger einen potenten Aktionär zu finden, der auch gewillt ist in ein Sportverein einzusteigen...
 
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