Presseschau

Die Swissleague hat es aber auch verpennt, aufstiegswillige Clubs wie Arosa, Martigny und Chur ebenfalls aufsteigen zu lassen. Selber schuld. Hoffe dieser Vorschlag wird abgelehnt.
 
Der Tagi-Matchbericht (Marco Oppliger) zur erfolgreichen Bärenjagd, publiziert heute, 22:40 ☺️

Überraschender Auswärtssieg
Kloten tut dem SCB richtig weh
Die Klotener setzen ihren Aufwärtstrend fort, sie gewinnen in Bern 5:2. Nicht zuletzt, weil die Gäste die Berner Fehler resolut ausnutzen.

«Wünsch dir was» von den Toten Hosen lässt der Speaker spielen. Und so mancher SCB-Fan würde sich in diesem Moment wohl wünschen, gar nicht erst im Stadion erschienen zu sein. 29 Minuten sind gespielt, eben hat Marc Marchon das 3:1 für Kloten erzielt. Und es kommt für die Gäste noch besser: 101 Sekunden später erwischt Patrick Obrist Daniel Manzato und beendet damit den Arbeitstag des SCB-Keepers, er wird für Philip Wüthrich ausgewechselt.

Von diesem Schock kann sich der SC Bern nicht mehr erholen. Letztlich setzt sich Kloten mit 5:2 durch und führt damit seine Aufwärtstendenz fort – es handelt sich um den vierten Sieg in den letzten sechs Spielen.

Berner Totalausfall im zweiten Drittel
Natürlich: Kloten gelingt in Bern eine reife Leistung. Die Mannschaft von Jeff Tomlinson kann genau dort anknüpfen, wo sie vor Wochenfrist im Derby gegen die ZSC Lions aufgehört hat. Sie spielt einfaches, geradliniges Eishockey. Und sie gefällt durch ihren disziplinierten Auftritt in der Defensive – und das von Beginn weg. Zudem gelingt ihr ein optimaler Start, weil Kevin Lindemann sein Team in Unterzahl in Führung bringen kann (9.) – für den 20-Jährigen handelt es sich um das erste Tor in der National League.
Aber so stark wie die Klotener spielen, so schwach präsentiert sich der SC Bern. Gewiss, derweil Kloten auf eine spielfreie Woche zurückblicken kann, mussten die Berner am Freitag in Rapperswil gar Überstunden leisten – sie gewannen erst nach Verlängerung. Was die Frische betrifft, waren sie nicht im Vorteil. Nur darf das nicht als Ausrede für diese Leistung gelten. Denn gerade im Mitteldrittel legen die Berner den Gästen gewissermassen den roten Teppich zum Torschiessen aus. Beispiel gefällig? Dem 2:1 durch Eric Faille geht ein Fehlpass von Ramon Untersander voraus. Beim 3:1 derweil zieht Ang in der Ecke gleich zwei Berner auf sich, lässt diese stehen und bedient den völlig alleine stehenden Marchon.
Und die Gastgeber können sich gar noch glücklich schätzen, müssen sie «nur» mit einem 1:4-Rückstand in die zweite Pause. Denn in der letzten Minute des zweiten Drittels trifft Aaltonen noch die Latte.

Premiere für Kloten: 2 Siege in Folge
Der Schock über diese schwachen 20 Minuten scheint dem SCB einigermassen tief in die Glieder gefahren zu sein. Denn im letzten Abschnitt kann Kloten zunächst weiter den Ton angeben. Und als der Berner Tyler Ennis dann aus bester Position abschliessen kann, pariert Sandro Zurkirchen mirakulös. Hinzu kommt, dass Chris DiDomenico sich zu einem Frustfoul an Steve Kellenberger hinreissen lässt, und weil er darüber hinaus noch zwei zusätzliche Strafminuten für eine Schwalbe kassiert, erweist er damit seinem Team einen veritablen Bärendienst. Kloten bedankt sich dafür mit dem 5:1, Meyer trifft nach perfekter Vorarbeit von Geburtstagskind Artuu Ruotsalainen. Zwar verkürzt DiDomenico 46 Sekunden später in Überzahl – aber es ist nicht mehr, als Resultatkosmetik.
Der EHC Kloten kann damit zum ersten Mal seit dem Aufstieg zwei Siege in Folge bejubeln. Lange freuen kann sich das Team darüber allerdings nicht – bereits am Sonntag (15.45 Uhr) empfängt es den HC Davos.
 
Weiter gehts mit dem medialen Lobgesang; Tagi/Dominic Duss, publiziert heute, 19:40 ☺🥳

Kloten mit nächstem Heimsieg
Der EHC entzückt seine Familie
Auch gegen Davos gewinnen die Zürcher Unterländer 5:2. Goalie Sandro Zurkirchen lobt die positive Entwicklung des Teams.

Kann der EHC den Schwung vom 5:2-Erfolg aus Bern ins Heimspiel gegen Davos mitnehmen? Die Frage ist nach 198 Sekunden mit dem ersten Torschuss der Partie durch Lucas Ekestahl-Jonsson beantwortet, den Martin Ness unhaltbar ablenkt. Und für die Kloten Fans, unter ihnen sind an diesem Familiy-Day zahlreiche Kinder, gibt es ein erstes Mal kein Halten mehr. Am Ende können sie den zweiten Sieg ihrer Mannschaft innert weniger als 20 Stunden bejubeln.

Den Klotenern gelingt die Revanche für die 0:7-Schlappe, die sie in der vierten Runde in Davos erlitten hatten. Seither ist einiges gegangen am Schluefweg. Headcoach Jeff Tomlison spricht von kleinen Systemänderungen, die Früchte tragen.
Und dann entwischt Ruotsalainen
Das 5:2 gegen den Rekordmeister ist der dritte Vollerfolg in Serie und der vierte hintereinander vor eigenem Anhang. Dieser ist generationsübergreifend entzückt ob dem Gezeigten, besonders dem 4:1 im Powerplay. Arttu Ruotsalainen läuft solo auf HCD-Goalie Aeschlimann zu, täuscht einen Schuss an und versorgt den Puck backhand unter der Latte. Es ist die Vorentscheidung in der 51. Minute. Die Bündner verkürzen zwar noch, doch Ruotsalainen macht mit dem zweiten Überzahltreffer (57.) alles klar.

Kloten spielt im Startdrittel dominant auf, lässt Davos kaum Raum zur Entfaltung. EHC-Goalie Sandro Zurkirchen lobt seine Vorderleute: «Wir haben noch weniger zugelassen als gestern in Bern.» 16:4 lautet das Torschussverhältnis nach 20 Minuten, das Heimteam müsste höher führen. Der HCD wirbelt zu Beginn des Mittelabschnitts und drückt auf das 1:1. Nordström gelingt es mit etwas Glück, zuvor übersteht der EHC während 56 Sekunden ein Drei gegen Fünf.
«Gut strukturiert gespielt»
Die Davoser scheinen das 0:5 vom Vorabend daheim gegen den ZSC nicht verdaut zu haben. Der EHC hingegen surft weiter auf seiner Erfolgswelle und zeigt sich spielfreudig. Nach zwei ausgelassenen Topchancen in Überzahlt (33.) stellt Marc Marchon auf 2:1. Wenig später erhöht der Ex-Davoser Axel Simic, nun hat auch der EHC sein erstes Powerplay-Tor des Spiels. Im Schlussdrittel bleiben die Bündner blass.

«Wir haben heute sehr solid und gut strukturiert gespielt», hebt Zurkirchen zufrieden hervor. Das Team habe in den letzten Wochen eine positive Entwicklung und enorme Fortschritte gemacht. Die Fehlerquote ist gesunken. «Und wir kassieren weniger dumme Strafen.» Die Kloten-Family trägt auf den Rängen ihres zur guten Stimmung am Schluefweg bei.
Dass die Klotener mit dem Punktemaximum aus dieser Doppelrunde hervorgehen würden, damit hat im Vorfeld wohl niemand gerechnet. Belohnt werden sie dafür mit dem Vorrücken auf den 10. Tabellenplatz. Etwas mehr als 48 Stunden können sich die Spieler nun erholen. Am Dienstagabend geht es mit dem nächsten Heimspiel weiter. Gegen Fribourg-Gottéron soll die Siegesserie am Schluefweg ihre Fortsetzung finden.
 
Tagesanzeiger / Angelo Rochhinotti, publiziert 4.11.22/22:46 zum Sieg gegen Lugano:

5. Sieg in SerieAufsteiger Kloten steht unter Dauerbeschuss – und siegt

Komplett verrückt: Lugano dominiert in den ersten zwei Dritteln mit 37:8-Schüssen. Doch Kloten hält dagegen und schlägt die Tessiner zum zweiten Mal in dieser Saison.

Plötzlich gibt es in Kloten kein Halten mehr. «Wer nöd gumpet, isch kei Chlootner!», hallt es durch die Stimo-Arena. Selbst die Sitzplatzzuschauer reisst es von den Sitzen. Sie hüpfen rauf und runter. 44 Minuten sind gespielt. Das Heimteam führt nach einem Doppelschlag mit 3:1.

Erst lässt Lucas Ekestahl-Jonsson an der blauen Linie Marco Zanetti aussteigen, bedient Dario Meyer, der herrlich einnetzt. Dann, nur 20 Sekunden später, doppelt Eric Faille nach einem Scheibenverlust der Gäste nach. Klotens Führung entspricht so überhaupt nicht dem Spielverlauf.

Die Zürcher Unterländer stehen insbesondere im zweiten Abschnitt unter Dauerbeschuss. Lugano dominiert in dieser Phase mit schier unfassbaren 23:2-Torschüssen. Calvin Thürkauf kommt einem Treffer am nächsten, scheitert aber ebenso am finnischen Schlussmann Juha Metsola wie alle seine Teamkollegen.

Schon im ersten Abschnitt stellen die lauffreudigen Tessiner die Klotener vor Probleme, gehen verdient in Führung. Doch das Heimteam präsentiert sich eiskalt. Als es erstmals mit einem Mann mehr spielen kann, gelingt der Ausgleich. Jonathan Angs Zuspiel auf Axel Simic ist schlicht Klasse.

Schmaltz weiterhin out
Im letzten Abschnitt stellt das Team von Jeff Tomlinson den Spielverlauf dann vollends auf den Kopf, macht aus den ersten drei Schüssen zwei Tore. Die Tessiner wissen nicht mehr, wie ihnen geschieht. Sie agieren zusehends frustrierter. Selbst im Powerplay will ihnen nichts gelingen.

Als Lugano im letzten Abschnitt erstmals zu einer Überzahl kommt, schlägt der Aufsteiger schon wieder zu! Ang lanciert nach einem katastrophalen Zuspiel von Santeri Alatalo den Konter. Und trifft nach Doppelpass mit Aaltonen. Es ist Angs erster Treffer nach zuletzt fünf torlosen Partien.

Kloten siegt am Ende 5:2 und ist das Team der Stunde. Schon zum fünften Mal in Folge hat der EHC nun gewonnen, ist vor eigenem Anhang seit nunmehr sechs Partien ungeschlagen.

Am Samstag trifft Kloten auf den Meister Zug. Weiterhin fehlen wird dabei Jordan Schmaltz. Der neue US-Verteidiger befindet sich nach seiner Schulterverletzung weiterhin in Therapie. Wann der 29-Jährige erstmals eingreifen kann, ist völlig offen.
 
Und gleich noch eine kleine Nodari-Homestory aus dem Tagi. (Dominic Duss, publiziert 4.11./16:33

Vierfachvater Matteo Nodari
Er macht seinen Sohn stolz, weil er endlich gewinnt
Er spielt Eishockey in Kloten, die Familie blieb in Lugano: Der Tessiner lebt ein Modell, das ihm seine Frau ermöglicht. Das Heimkommen ist umso schöner.


Er spielt Eishockey in Kloten, die Familie blieb in Lugano: Der Tessiner lebt ein Modell, das ihm seine Frau ermöglicht. Das Heimkommen ist umso schöner.

Als Matteo Nodari im vergangenen Januar vom HC Lugano zum EHC wechselte, stellte sein ältester Sohn eine Bedingung: «Papi, wenn du zu Kloten gehst, dann musst du dort gewinnen.» Der Verteidiger verliess seinen Stammclub damals nicht nur, weil er oft überzählig gewesen war. Sondern eben auch, weil er in seiner 16-jährigen Karriere als Eishockey-Profi noch nie einen Titel gewonnen hatte.

Im April erfüllte sich sein Wunsch – und eben der seines Sohnes – am Schluefweg: Mit Kloten feierte Nodari in der Swiss League den Sieg im Playoff-Final. «Mein Sohn war sehr stolz», verrät der Tessiner. Und er selber überglücklich. «Für mich war es so wichtig, endlich einmal etwas zu gewinnen.» Und dann war es gleich ein doppelter Triumph: Er bedeutete für den Club wie für Nodari die Rückkehr in die höchste Schweizer Liga.
In Kloten gefällt es dem Tessiner. «Der EHC hat mir die Chance auf einen Titelgewinn ermöglicht, jetzt möchte ich ihm mit meiner Erfahrung etwas zurückgeben», sagt er. Insgesamt 671 Partien hat Nodari in der höchsten Liga bestritten. In Lugano durchlief er die Nachwuchsstufen, debütierte 2006 in der NLA. Rapperswil-Jona (2013 bis 2015) und Lausanne waren seine weiteren Stationen, ehe es ihn im Sommer 2020 zurück ins Tessin zog.

Der nächste Traum
Als Nodari im letzten Winter vom EHC ein Angebot erhielt, beschloss er mit seiner Frau Tatu, dass sie mit den Kindern im Tessin bleibt. «Das geht gut, weil meine Frau daheim einen super Job macht», lobt er ihre Flexibilität. Aber natürlich gebe es auch schwierige Momente. «Beispielsweise, wenn die Kinder krank sind.» Im Juni erhielt die Familie Zuwachs, Mahe heisst der jüngste Sohn. Nun ist Nodari vierfacher Vater. Noah (6), Liam (5) und Tochter Sole (2) vermissen ihn manchmal und freuen sich umso mehr, wenn er heimkommt.
Mindestens einmal pro Woche ist das der Fall. Nodari pendelt zwischen Kloten und Lugano, meist mit dem Zug. «Das ist bequemer und schneller.» Unterwegs schlafe er manchmal oder höre Musik, italienischen Rap oder Elektro. «Etwas mit Tempo, wie auf dem Eis», meint er lachend. Oft nutzt er die zweieinhalb Stunden jedoch zum Lesen oder Lernen.
Im Sommer schloss Nodari erfolgreich ein Sportmanagement-Studium ab. Nun bildet er sich im Bereich Leadership und Management weiter. Am 23. November wird der Tessiner 35. Im Herbst seiner Karriere macht er sich Gedanken zur Zukunft. «Coach werden», ist sein Traum. «Am liebsten im Tessin.» Doch vorerst will er weiterspielen, solange es geht. In Kloten unterschrieb der Verteidiger einen Vertrag bis Sommer 2024. «Danach schaue ich, was kommt – you never know.»

Mit 110 Prozent gegen Lugano
Zuerst kommt nun am Freitag der nächste Gegner an den Schluefweg, der HC Lugano. Auswärts haben die Klotener das erste Duell gegen Nodaris Stammclub 5:4 gewonnen, es war ihr erster Saisonsieg. Und für den Tessiner eine besondere Partie: «Meine Familie war im Stadion, und ich habe 110 Prozent gegeben.» Diesmal wird es erneut so sein, auch wenn seine Liebsten nicht nach Kloten kommen können.
Noch etwas ist anders als im September: Nach vier Siegen in Folge liegt der EHC in der Tabelle vier Punkte vor Lugano. «Ein schöner Moment für uns», sagt Nodari dazu – eine besondere Genugtuung für ihn. Doch er hebt den Mahnfinger: «Wir müssen aufpassen und dürfen nicht überheblich werden.» Weiterhin einfach clever und möglichst fehlerfrei spielen, sei wichtig. «Lugano verfügt über ein starkes Kader.» Nur blieben die Tessiner im Gegensatz zu Kloten bislang unter ihren Erwartungen.
«Papa, schiess ein Tor»
Am Samstag treten die Zürcher Unterländer auswärts gegen Zug an, dann folgt die Nationalmannschaftspause. Einst durfte Nodari drei Spiele mit dem U-20-Nationalteam bestreiten, ein Aufgebot für die A-Nati erhielt er in seiner langen Laufbahn aber nie. Weshalb? «Ich war nicht gut genug», antwortet der Tessiner. Und nun sei der Zug wohl abgefahren. «Obwohl, you never know.»
Was Nodari allerdings weiss: Seine Kinder sind nicht traurig, wenn er kommende Woche mit ihnen spielen und viel Zeit verbringen kann. Und auch, was ihm sein Ältester mit auf den Weg gibt, wenn er wieder Richtung Kloten aufbricht. «Papa, schiess ein Tor – das sagt er mir vor jedem Spiel.» In dieser Saison konnte Noah noch keinen Treffer seines Vaters bejubeln. Vielleicht ändert sich das am Wochenende. Wenn nicht, kann Nodari seinem Sohn erklären, dass er primär fürs Toreverhindern verantwortlich ist.
 
Ganz bei Dir Subzero. Bin der Meinung, dass Reinbacher bei keinem anderen Klub so viel Eiszeit und Verantwortung erhält wie bei uns in Kloten! Für die Entwicklung kann dies nur positiv sein. Seht Euch nur mal seine Fortschritte von letzter zu dieser Saison an. Er spielt in seinem zarten Alter schon wie ein Erwachsener. Das ist schon krass...
 

Rippa

Lückenfüller
Laufen den Eishockeyclubs die Fans davon?
Die National League ist ausgeglichen und hochstehend wie lange nicht mehr. Trotzdem bleiben viele Plätze leer. Manche Clubs starteten Aktionen – vergeblich.

Marco Oppliger, Angelo Rocchinotti
Publiziert: 15.11.2022, 16:30

Gähnende Leere: Auf dem Eis stehen Topspieler, doch die Begeisterung der Fans hält sich wie hier in Lausanne in Grenzen – noch.
Foto: Laurent Gilliéron (Keystone)
Vielleicht muss diese Geschichte mit der Berner Postfinance-Arena beginnen. Schliesslich rutschte schon so manchem Spieler das Herz in die Hose, wenn er beim Einlaufen zur Stehplatzrampe blickte, die mit jedem Schritt höher und mächtiger zu werden schien. Zumindest war das einmal so.

Denn nun bilden sich dort immer mehr Löcher. Gegenüber 2019/2020 – der letzten Saison, die ohne Corona-Einschränkungen für das Publikum stattfand – hat der SC Bern im Schnitt rund 1400 Zuschauerinnen und Zuschauer (-9 Prozent) pro Spiel verloren. Und er steht mit dieser Entwicklung bei weitem nicht allein da: Lausanne (-22 Prozent), den SCL Tigers (-19) und Lugano (-12) sind im Verhältnis noch mehr Fans abhandengekommen.

Das erstaunt, weil diese Meisterschaft so spannend und hochstehend ist wie lange keine mehr. Bedingt durch den Ukraine-Krieg konnten die Clubs aus der National League Topspieler aus der KHL verpflichten, die zuvor nicht erschwinglich gewesen wären. Was zur Folge hat, dass selbst Aussenseiter wie Langnau und Kloten regelmässig punkten. Wieso wird das vom Publikum nicht honoriert?

Erfolg füllt Stadien
Die National League ist äusserst heterogen. Das zeigt sich gerade beim Blick auf die Zuschauerzahlen. Ambri, Gottéron und die ZSC Lions spielen in neuen respektive rundum sanierten Arenen und ziehen mit diesen die Massen an. Und es gibt die Rapperswil-Jona Lakers, die sich in den vergangenen Jahren in die erweiterte Spitze der Liga hochgespielt haben – was die Fans ebenfalls mit einem grösseren Aufkommen belohnen.

Erfolg ist zweifellos eine Voraussetzung, um ein Stadion füllen zu können. «Machen die sportlichen Darbietungen keinen Spass, wird es schwierig, Leute zu mobilisieren», betonte unlängst SCB-COO Rolf Bachmann. Die Berner blicken auf schwierige Jahre zurück, ebenso die SCL Tigers. Und bei den vermeintlichen Spitzenclubs Lugano und Lausanne harzt es in dieser Saison gewaltig. LHC-CEO Chris Wolf sagt: «Die schlechten Resultate, gerade zu Hause, spielen sicher eine Rolle beim Zuschauerrückgang. Zudem hatten wir ein paar Wechsel bei den Trainern und im Vorstand, was einige Fans verunsichert haben könnte.»

Selbst in Langnau, wo die Treue des Anhangs kaum Grenzen kennt, haben sich einige vom Club abgewendet. Die Warteliste für einen Sitzplatz konnte auf diese Saison hin abgearbeitet werden. Was aber nicht genügte, um die Abgänge zu kompensieren. Also versuchte es der Club mit Aktionen wie Spezialabonnementen zu attraktiven Preisen – doch auch diese liefen durchzogen.

Corona wirkt nach
Allerdings ist der Erfolg nur ein Faktor. Die Teuerung und eine mögliche Rezession haben gerade in strukturschwachen Regionen wie dem Emmental Auswirkungen. Manch ein Fan muss sich zweimal überlegen, ob er nun Geld für Ticket, Bratwurst und Bier ausgibt oder es doch lieber auf die Seite legt. Und dann wirkt die Corona-Pandemie immer noch nach. Obwohl keine Einschränkungen mehr gelten, dürften einige nach wie vor einen grossen Bogen um Grossanlässe machen – gerade in geschlossenen Räumen. «Andere haben ihre Gewohnheiten angepasst, sie schauen sich die Spiele vielleicht lieber am TV an», sagt Wolf.

Er vermutet zudem, dass ein Teil der Zuschauer in den letzten zwei Jahren generell das Interesse am Eishockey verloren hat. Gerade in einer grossen Stadt wie Lausanne, wo der Sport mit diversen kulturellen Angeboten konkurriert. Diese These stützt Lugano-COO Jean-Jacques Aeschlimann: «Die Analyse ist schnell gemacht: Die Menschen haben während der Pandemie auch andere Hobbys entdeckt und sich teilweise vom Eishockey im Tessin abgewendet.»

Hinzu kommt das goldene Herbstwetter. Als die Saison Mitte September begann, herrschten teilweise noch 20 Grad, waren die Abende mild. Der Gang in eine Eishalle wirkte da wenig verlockend. Deshalb sagt Langnau-CEO Simon Laager, die wichtigste Zeit für den Club stehe nun an: «Bis nach den Herbstferien halten sich die Leute eher noch zurück. Die traditionellen Monate für das Eishockey sind Dezember, Januar, Februar.»

Das würde zumindest die teilweise hohe No-show-Quote erklären. Selbst in Kloten, wo nach dem Aufstieg Euphorie herrschen sollte, blieben den Spielen 20 Prozent der Zuschauer fern – trotz Ticket oder Abonnement. Meister Zug kämpft mit ähnlichen Problemen. «Gefühlt ist die No-show-Rate bei uns höher als im Herbst 2019», hält CEO Patrick Lengwiler fest. Eine genaue Auswertung wird beim EVZ Mitte und Ende Saison vorgenommen. «Aber wir hatten generell lange Mühe, die Leute zurück ins Stadion zu führen. Selbst nach Aufhebung sämtlicher Restriktionen.» Erst im Playoff im Frühling habe sich dies geändert.

Klotens Präsident Mike Schälchli sieht einen weiteren Grund für die hohe No-show-Quote: den Spielplan respektive die Gegner. Der EHC spielte bisher viermal an einem Dienstag und stets gegen Teams aus der Romandie. Gegen Lausanne erschienen offiziell 4406 Zuschauer – bei fast 4000 verkauften Saisonkarten. «Welsche Teams sind in Kloten wenig zugkräftig», sagt Schälchli. «Hinzu kommt, dass unsere Fans auch aus Schaffhausen und dem Aargau kommen und aufgrund der längeren Anreise mal auf eine Partie verzichten.»

Der neidische Blick zum Fussball
Ein ganz anderes Bild präsentiert sich beim Fussball. Im Vergleich zur Saison 2018/2019 – die letzte ohne Einschränkungen für das Publikum – haben einzig Basel und Lugano Zuschauer eingebüsst. Alle anderen Clubs legten zu. Den grössten Sprung machte der FC St. Gallen. Die Ostschweizer mobilisieren rund 5000 Fans mehr als noch vor der Pandemie. «Es wird weniger Fussball gespielt», sagt Schälchli und mutmasst: «Alle Sportarten mit einer hohen Spielkadenz könnten irgendwann ein Problem bekommen. Die Jungen picken sich heute die besten Spiele heraus. Ich sehe das bei meinen Söhnen.»

Der Kloten-Präsident weiss, wovon er spricht. Er verweist auf die Festivals, die er mit seiner Event-Agentur mitbetreibt. «Früher hast du Rammstein hingestellt, und die Sache war erledigt. Heute müssen wir uns viel mehr anstrengen, um das Niveau halten zu können. Am Greenfield tun wir dies beispielsweise mit diversen Themenwelten. Sind wir vielseitiger, holen wir neue Leute ab.» Es überrascht deshalb kaum, versuchen die Clubs mit Aktionen für Familien oder speziellen Verpflegungsangeboten die Gunst der Fans zurückzugewinnen.

Interessant ist, dass sich alle Befragten gegen den Einwand wehren, wonach die lange Qualifikation mit 52 Runden die Attraktivität eines Matchbesuchs mindere. Lausanne-CEO Wolf sagt, das Produkt Eishockey sei von hoher Qualität. «Es gibt keinen Grund, sich zu viele Sorgen zu machen. Es gibt Arbeit, um Zuschauer zurückzugewinnen, aber das ist durchaus möglich.» Diese Zuversicht teilt Langnau-CEO Laager: «Der Mannschaft läuft es, deshalb gehen wir davon aus, dass die Zahlen steigen werden. Die Voraussetzungen könnten nicht besser sein.» Wie auf dem Eis gilt: Abgerechnet wird am Schluss.
 
Nicholas Steiner im Tagi. (Dominic Duss 17.11.22 / 19:49…um genau zu sein)

Verteidiger mit Flair für Kulinarik
Er bringt Pfeffer ins Spiel der Klotener
Nicholas Steiner ist in der EHC-Defensive fürs Grobe zuständig. Neben dem Eis schwingt er als Feinschmecker gerne den Kochlöffel.
Der EHC Kloten ist auf einen Pre-Playoff-Platz vorgerückt. Das primär, weil er sich defensiv gesteigert hat. Laut Verteidiger Nicholas Steiner haben die Aufsteiger kleine Details im Spielsystem angepasst, mit grossen Auswirkungen. Kloten kassiert deutlich weniger Tore. Seit dem 2:1 im Derby gegen die ZSC Lions nur noch 2,16 pro Spiel, gegenüber 4,61 in den ersten 13 Runden. Das ist auch darauf zurückzuführen, dass der EHC die Anzahl Strafen senken konnte.

«Am Anfang stiegen wir zu engagiert in Zweikämpfe», sagt Steiner, der sich bislang 14 Strafminuten einhandelte. Auch er sass zuletzt seltener in der Kühlbox. «Wir sind besser organisiert, geraten so weniger in Notbremse-Situationen.» Der 31-Jährige wurde in den vergangenen Partien mit Lucas Ekestahl-Jonsson eingesetzt. An der Seite des Schweden blühte er auf. «Er macht es jedem einfach, mit ihm zu spielen», lobt Steiner seinen Defensivpartner. Die beiden ergänzen sich gut: Ekestahl-Jonsson ist offensiv ausgerichtet, Steiner sichert hinten ab.
Der Ur-Klotener, der am Schluefweg alle Nachwuchsstufen durchlief, ist fürs Grobe zuständig. Der Boxplay-Spezialist räumt mit markanten Checks auf und spediert die Scheibe aus der eigenen Zone. Seine Spielweise ist zwar einfach, aber unangenehm für die Gegner. Steiner bringt zweifelsohne Pfeffer ins Spiel der Klotener. Das passt zu ihm, denn mit Gewürzen hantiert er nur zu gerne.
Auch in der Küche in Höchstform
In seiner Freizeit dreht sich Vieles um Kulinarik. «Ich koche oft und lasse mich gern inspirieren.» Grenzen setzt er sich dabei keine, tastet sich beispielsweise auch mal an die marokkanische Küche heran, mit kräftigen Gewürznoten. Wert legt Steiner dabei auf frische, saisonale Produkte – gesunde Ernährung eben, die für einen Spitzensportler zentral ist. Seine Frau, Familie und Freunde wissen seine Kochkünste zu schätzen.

«Unsere Wohnung ist zu klein, um das ganze Team einzuladen.»
Nicholas Steiner

Die Mannschaft indes ist noch nie in den Genuss eines Steiner-Menus gekommen. «Unsere Wohnung ist zu klein, um alle einzuladen», begründet der Hobby-Koch. Was würde er denn seinen Teamkollegen auftischen? «Hörnli mit Ghackets, schön lange geköchelt und mit selbst geriebenem Käse.» Das habe am Schluefweg Tradition. «Und es wäre wohl der grösste gemeinsame Nenner», glaubt Steiner.
Mehr Druck wie unter Topfdeckeln
Das Kochen bereitet ihm ebenso viel Freude wie das Eishockeyspielen. «Je älter ich werde, umso mehr Spass habe ich am Hockey», betont der Routinier. Am Anfang seiner Karriere setzte er sich oft stark unter Druck. «Inzwischen habe ich gelernt, mit Fehlern umzugehen und mehr im Moment zu leben.» Sein Umgang mit Erwartungshaltungen – auch den eigenen – ist spielerischer geworden. Zudem kommt ihm die Spielphilosophie in Kloten entgegen. «Viel laufen, aggressiv sein», das kann er gut. «Und ich erzeuge gern Druck.»

«Wir müssen uns jeden Sieg erkämpfen.»
Nicholas Steiner

Daran haben die Klotener während der Nationalmannschaftspause gearbeitet, sie wollen druckvoller auftreten. Schwerpunkte legte der Trainerstaff um Headcoach Jeff Tomlinson auch auf Taktisches und die Physis. «Wir müssen uns jeden Sieg erkämpfen», ergänzt Steiner.

Am Freitag ist der EHC in Ambri zu Gast. In der neuen Gottardo-Arena haben die Zürcher Unterländer zwar ihr letztes Saisonvorbereitungsspiel gegen die Tessiner ausgetragen, doch da waren keine 1000 Fans anwesend. Nun wird eine andere Atmosphäre herrschen. «In Ambri sind immer viel Emotionen im Spiel, da müssen wir einen kühlen Kopf bewahren», mahnt der Verteidiger, der bereits 316 Partien in der höchsten Liga bestritten hat. Sein 300. Spiel in der National League war das erste mit Kloten nach dem Aufstieg.
Aufgesaugt wie ein Schwamm
Nicholas Steiner wechselte im Sommer 2013 vom EHC zu den SCL Tigers. Die Emmentaler stiegen damals nach seiner Vertragsunterzeichnung ab. Fünf Jahre später erging es ihm gleich, als er nach Kloten zurückkehrte. Doch das spielte ihm keine Rolle, «da ich unbedingt wieder hier spielen wollte». Der Aufstieg mit Kloten im vergangenen April war dafür umso mehr eine Genugtuung für ihn. «Wie ein Schwamm saugte ich jeden Moment auf», blickt er auf sein Karriere-Highlight zurück.

Vor seiner Rückkehr an den Schluefweg spielte Steiner vier Saisons in Biel. «Es war eine tolle Zeit, auch weil ich dort meine Frau kennenlernte», verrät er. Für Familienbesuche reisen die beiden oft ins Seeland. Er pflegt noch heute Kontakt zu Leuten aus seinem ehemaligen Club, der am Samstag nach Kloten kommt. Die Heimsieg-Serie gegen den Tabellenzweiten fortzusetzen, wird für den Aufsteiger eine Challenge. Auswärts verlor er das erste Duell 2:6. Das ist für Steiner allerdings längst gegessen. «Auch dieses Spiel nehmen wir selbstsicher in Angriff», gibt er sich kämpferisch.
Weniger Zeit fürs Kochen
Im Spiel orientiert sich Steiner nach hinten, im Leben stets nach vorne. Sein Vertrag mit dem EHC läuft bis Sommer 2024. «Ich möchte so lange wie möglich Eishockey-Profi bleiben», betont der 31-Jährige. Und danach? Mit einer KV-Ausbildung und Weiterbildung als Assistent in der Immobilienvermarktung hat er Optionen. Zudem wagt er sich nun an die Aufnahmeprüfung der Fernfachhochschule Schweiz in Betriebswirtschaft. Studiumbeginn wäre im Februar.
 
K

kovalev

Guest
Steiner ist für mich nebst Marchon die grosse positive Überraschung.
Ehrlich gesagt habe ich ihm diese Leistung nicht zugetraut.
Weiter so!
Hoffe er kann dieses Niveau noch einige Jahre halten
 
Laufen den Eishockeyclubs die Fans davon?
Die National League ist ausgeglichen und hochstehend wie lange nicht mehr. Trotzdem bleiben viele Plätze leer. Manche Clubs starteten Aktionen – vergeblich.


Das würde zumindest die teilweise hohe No-show-Quote erklären. Selbst in Kloten, wo nach dem Aufstieg Euphorie herrschen sollte, blieben den Spielen 20 Prozent der Zuschauer fern.

Wie kommen die auf das ???
 
Laufen den Eishockeyclubs die Fans davon?
Die National League ist ausgeglichen und hochstehend wie lange nicht mehr. Trotzdem bleiben viele Plätze leer. Manche Clubs starteten Aktionen – vergeblich.


Das würde zumindest die teilweise hohe No-show-Quote erklären. Selbst in Kloten, wo nach dem Aufstieg Euphorie herrschen sollte, blieben den Spielen 20 Prozent der Zuschauer fern.

Wie kommen die auf das ???
Kann mir nur erklären, dass dies auf die No-shows-Quote bezogen ist.. sprich Saisonkarten-Inhaber lassen jedes fünfte Spiel aus.
No-Show kann ja nur auf solche bezogen werden, welche ein Ticket oder Abo besitzen. Und wenn man ein Ticket kauft ist die No-Show-Quote sicherlich tiefer.
Für mich stimmen die 20% ziemlich genau, denn jedes Spiel schaffe ich nicht.
 
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