Presseschau

Aus Rolis Jauchegrube:

Kloten in Rücklage
Die Geduld schon vor dem Spiel verloren

Mit der 2:4-Heimniederlage steht der EHC Kloten gegen den HC Ajoie vor einem unguten Ende: Ajoie hat am Mittwoch den ersten Matchpuck.

Mit einem 5:2 in Spiel 1 zum 1:0, mit einem 2:0 in Spiel 3 zum 2:1 – doch am Montag ist die Finalserie Klotens gegen Ajoie in eine andere Richtung eingeschwenkt. Denn das, was nach der Samstags-Leistung aus Klotener Sicht hatte befürchtet werden müssen, traf ein. Die Qualifikationssieger verloren das dritte Heimspiel gegen den HC Ajoie 2:4. Und liegen jetzt in der Serie 2:3 in Rückstand. Gewinnen sie am Mittwoch in Pruntrut nicht, ist die Saison zu Ende. Und zwar ungut. Zur Erinnerung: In der Halle von Ajoie haben sie in bisher zwei Playoff-Auftritten noch kein Goal geschossen.

Der Abend begann für die Klotener irgendwie unwirklich. Sie erspielten sich in der ersten Viertelstunde vier absolute Topchancen. Doch Marc Marchon, der auch im Mitteldrittel alleine vor Wolf den Puck nicht ins Tor brachte, scheiterte zweimal, Simek und Kellenberger je einmal. Und dann kündigte sich das Unheil an. Goalie Dominic Nyffeler zeigte eine Unsicherheit, ab dieser 18. Minute war der Wurm drin. Zuerst traf Schmutz nur die Latte, doch dann schoss der Flügel an der Seite von Devos und Hazen im ersten Powerplay (Altorfer hatte sich eine wenig nötige Strafe geholt) die Führung. Gespielt waren 19 Minuten und 26 Sekunden. Mit einem 0:1 in die erste Pause zu gehen, das wäre in Ordnung gewesen. Doch nur 14 Sekunden später führte Ajoie 2:0. Lars Frei entwischte Bartholet, zu Hilfe kam niemand.

Immerhin zwei Tore geschossen
Im zweiten Drittel, als Kloten dringend einen Treffer gebraucht hätte, spielte vor allem Ajoie. Und als sich in einem weiteren Unterzahlspiel niemand Schmutz in den Weg stellen wollte, nahm der die Einladung dankend zur 3:0-Führung an. Nach einem torlosen Match in Pruntrut gelang es Kloten immerhin, Tim Wolf zu bezwingen. Zuerst durch Spiller, dann nach 44:03 durch Meyer. Mit dem 2:3 kehrte die Hoffnung zurück. Und für eine gewisse Zeit auch die Spannung. Die Victor Oejdemark mit einer dummen Strafe gleich wieder zunichtemachte. Immerhin überstand Kloten diese Unterzahl. Und machte nochmals Druck. Fabian Ganz traf nach 58:30 aber nur die Latte.

Ohne Faille und Forget
Die letzte Szene des Abends gehörte wieder Reto Schmutz: Weil Simon Kindschi stürzte, schoss Schmutz bereits seinen 15. Playoff-Treffer (ins leere Tor). Kloten holte sich wieder sechs Strafen (Ajoie zwei) – die Disziplin also fehlte erneut. Und irgendwie hat man das Gefühl, dass der EHC die Geduld schon vor der Partie verlor. Die Serie stand vor Anpfiff 2:2, es war noch nichts gewonnen, auch nichts verloren. Doch Trainer Per Hanberg griff so ziemlich kräftig ein: Er liess Eric Faille und Dominic Forget nicht spielen.

Für Faille kam Brace zu seinem ersten Einsatz, für Forget kehrte Simek ins Team zurück. Der drittbeste und der fünftbeste Playoff-Skorer wurden ausgebootet. Wer solch drastische Massnahmen vornimmt, der muss sie mit einem Erfolg belegen können. Hanberg kann nicht sagen, dass seine Wechsel etwas Positives bewirkt haben. Brace, der beim EHC Winterthur in zwei Saisons 92 Punkte geskort hatte, war offensiv sicher nicht schlecht. Aber in der Arbeit nach hinten hatte er seine Aussetzer. Beim 0:2 war er nur Zuschauer. Erstaunlich war, dass Robin Figren sich nicht unter Kontrolle hatte, der Schwede wirkte genervt und holte vier Strafminuten ab.
 
"Erstaunlich war, dass Robin Figren sich nicht unter Kontrolle hatte, der Schwede wirkte genervt und holte vier Strafminuten ab."

Come On Roli.. Figren bekam eine 2+2 für einen unglücklichen hohen Stock. Da von "sich nicht unter Kontrolle haben" zu sprechen ist Schwachsinn. Figren war einer der besseren

Und das zweite Gegentor hatte nichts mit Brace zu tun. Der Typ ist Flügelstürmer, der Bock kam von einem Verteidiger
 
Haste scheisse an den Füssen haste Scheisse an den Füsse. Gestern wollte es wieder nicht. Bitter aber kein Weltuntergang. Jetzt gibt es kein wenn und aber mehr. Beissen und kratzen. Alles reinhängen. Die Saison geht noch maximal zwei Mal 60 Minuten, ok vllt. noch Verlängerungen, danach ist fertig. Nochmals alles rausholen bis die Beine blau sind. Faille und Forget wird die Pause gut getan haben. Wetten die stehen wieder in Line-up Morgen Mittwoch? Also Jungs, kämpfen und siegen!!
 
Aufstieg verpasst
Um 22:42 war für Kloten alles vorbei

Der HC Ajoie holt sich in der Verlängerung ein 5:4 über Kloten und damit das 4:2 in der Finalserie der Swiss League.

Am Nachmittag hatte sich der HC Ajoie endlich entschieden: Die Jurassier gaben die Zusage, dass sie im Falle eines Sieges in der Finalserie aufsteigen würden. Und das hat der Mannschaft und ihren zwei Kanadiern offenbar genügend Luft gegeben, um einen grossen Ansturm des EHC Kloten abzuwehren. Für die Zürcher platzte am Mittwoch nach grossem Kampf ein grosser Traum.

Denn plötzlich war er da, der plötzliche Tod. So, wie er in dieser Saison, in dieser Serie schon zu oft für Kloten gekommen war. Jeffrey Füglister und Patrick Obrist scheiterten mit einem 2:1-Konter, die Mitspieler sicherten nicht richtig ab oder ärgerten sich noch ob der vergebenen Chance. So sehr, dass plötzlich Ajoie in der Klotener Zone war, Mathias Joggi den Abpraller übernehmen und über die Linie drücken konnte. Es war nach 71:17 der Verlängerung, um exakt 22:42 Uhr.

Auf der einen Seite die grosse Freude und der grosse Jubel, auf der anderen die grosse Enttäuschung. Wie beim letzten wichtigen Match in der Clubgeschichte, dem siebten Spiel in der Ligaqualifikation 2018 gegen die SCRJ Lakers, scheiterte Kloten in der Verlängerung. Auch damals hatte kurz vor der Entscheidung ein Klotener den Matchpuck nicht verwertet (Dominik Egli).

Zweimal Vorteile aus der Hand gegeben
Für Kloten war es ein bitteres Ende. Die Zürcher waren Teil eines faszinierenden Eishockeyspiels. Und sie gaben ihre Vorteile mehrmals aus der Hand. Denn zum ersten Mal in Pruntrut schossen sie mal ein Tor, und es war nach 77 Sekunden sogar noch der Führungsreffer. Nicholas Steiner erzielte sein erstes Saisontor überhaupt.

Kloten hatte vieles in der Hand, aber gab wie schon im Heimspiel vom Montag innert kürzester Zeit alles wieder weg. Zuerst waren Dario Meyer und Andri Spiller nachlässig, dann lieferte Dominic Nyffeler einen Fehler. Innert 84 Sekunden ging Ajoie in Führung. Doch Kloten kam zurück. Und wie.

Nach 29 Minuten führten die Qualifikationssieger 4:2. Andri Spiller im Powerplay, Niki Altorfer nach einem perfekten Pass von Faille und Robin Figren mit einem verwandelten Penalty waren die Schützen. Zwei Tore Vorsprung in der Halle des Gegners, das müsste doch reichen. Aber in dieser Phase zeigte sich, dass Kloten eben zu wenig reif ist. Zweimal durfte Ajoie mit zwei Mann mehr spielen, beim zweiten Mal schlug Topskorer Devos zu. Und dann lenkte auch noch Jonathan Hazen einen Weitschuss unhaltbar ab. Es stand 4:4, zu spielen waren noch 20 Minuten oder eben mehr.

Joggi, der Held
Hätte Kloten seine Möglichkeiten genutzt, der Match wäre nach 60 Minuten mit einem Auswärtssieg zu Ende gegangen. Ein siebtes Spiel wäre am Freitag in Kloten auf dem Programm gestanden. Robin Figren hatte eine der besten Chancen in Unterzahl. Nach 47 Minuten schien der Puck bereits zur Führung über der Linie zu sein. Doch Joggi wischte ihn im letzten Moment noch weg. Derselbe Joggi, der dann in der Verlängerung die Entscheidung besorgte.

Figrens Chance war nicht die letzte Klotens, Faille hatte eine grosse in der 57. Minute. Und dann kam die Verlängerung. Auch in der war Kloten das bessere Team, aber traf das Tor nicht. Marc Marchon vergab die beste Möglichkeit. Er hat neun Spiele in Folge nicht getroffen. Das war ein Problem in der Offensive. Aber die grössten Mängel offenbarten sich im Spiel ohne Scheibe, in der defensiven Arbeit.
 
Kommentar zum Scheitern von Kloten

Überragende Talente, aber zu wenig überragende Teamspieler

Die Qualifikationssieger aus Kloten sind nicht am ersehnten Ziel, dem Aufstieg, angelangt. Einer der wichtigsten Gründe fürs Scheitern war die mangelnde Disziplin.

Die mangelnde Disziplin des EHC Kloten. Dieses Thema zog sich durch die gesamte Saison. Und ist nun einer der Hauptgründe, dass Kloten am HC Ajoie scheiterte und den Aufstieg nicht geschafft hat. Dazu tat sich Kloten enorm schwer, wenn der Weg zum gegnerischen Tor erarbeitet werden musste. Im Team standen zu wenig Arbeiter, aber viele Talente.

Trainer Per Hanberg gelang es nicht, wie im Vorjahr einen überragenden Teamgeist zu bilden. Im Playoff noch änderte er beinahe von Tag zu Tag die Aufstellungen. Nach 46 Runden sollte man eigentlich sein Team gefunden und ein griffiges Powerplay konzipiert haben.

Kloten hat sich nach dem Abstieg 2018 drei Jahre Zeit gegeben für die Rückkehr. Die wären um. Doch das erste Jahr unter dem alten Präsidenten war ein verlorenes. In Schwung ist der EHC erst wieder, seit Mike Schälchli und seine Crew am Ruder sind, seit zwei Jahren.

Der EHC und seine Führung haben weiterhin den Anspruch, die Swiss League nach oben zu verlassen. Sie werden im sportlichen Bereich Lehren ziehen – und wieder angreifen. Mit einem neuen und dennoch erfahrenen Trainer.
 
Kommentar zum Scheitern von Kloten

Überragende Talente, aber zu wenig überragende Teamspieler

Die Qualifikationssieger aus Kloten sind nicht am ersehnten Ziel, dem Aufstieg, angelangt. Einer der wichtigsten Gründe fürs Scheitern war die mangelnde Disziplin.

Die mangelnde Disziplin des EHC Kloten. Dieses Thema zog sich durch die gesamte Saison. Und ist nun einer der Hauptgründe, dass Kloten am HC Ajoie scheiterte und den Aufstieg nicht geschafft hat. Dazu tat sich Kloten enorm schwer, wenn der Weg zum gegnerischen Tor erarbeitet werden musste. Im Team standen zu wenig Arbeiter, aber viele Talente.

Trainer Per Hanberg gelang es nicht, wie im Vorjahr einen überragenden Teamgeist zu bilden. Im Playoff noch änderte er beinahe von Tag zu Tag die Aufstellungen. Nach 46 Runden sollte man eigentlich sein Team gefunden und ein griffiges Powerplay konzipiert haben.

Kloten hat sich nach dem Abstieg 2018 drei Jahre Zeit gegeben für die Rückkehr. Die wären um. Doch das erste Jahr unter dem alten Präsidenten war ein verlorenes. In Schwung ist der EHC erst wieder, seit Mike Schälchli und seine Crew am Ruder sind, seit zwei Jahren.

Der EHC und seine Führung haben weiterhin den Anspruch, die Swiss League nach oben zu verlassen. Sie werden im sportlichen Bereich Lehren ziehen – und wieder angreifen. Mit einem neuen und dennoch erfahrenen Trainer.
Quelle?
 

miga122

Flaschenfüller
Mon dieu, les Ajoulots!

Der HC Ajoie steigt zum dritten Mal nach 1988 und 1992 in die National League auf. Noch ist nicht sicher, dass der Klub sich wirklich zum Aufstieg entschliesst. Verdient zumindest hätte er es.


Sport ist heute nur noch in zweiter Linie eine Leidenschaft. In erster Linie ist er ein Geschäft. Für Sentimentalität gibt es kaum noch Platz – und für Randständige schon gar nicht mehr. Denkt man. Doch es gibt in der National League den HC Ambri-Piotta. Es gibt die SCL Tigers. Es gibt die Rapperswil-Jona Lakers. Und in der nächsten Saison wird die Liga durch den HC Ajoie ergänzt.

Die Jurassier gewannen Spiel sechs der Swiss-League-Finalserie gegen den EHC Kloten mit 5:4 nach Verlängerung. Mathias Joggi entschied den Match in der 72. Minute mit seinem Treffer. Er stürzte damit eine ganze Region in den Freudentaumel. Er löste aber auch Fragen aus. Will der HC Ajoie wirklich in die oberste Schweizer Liga aufsteigen? Gehört er dort hin? Kann er die sportlichen, kann er vor allem auch die finanziellen Herausforderungen dieser Liga stemmen?

Ein Jahr nach dem Volksfest

Diese Fragen harren der letzten Antwort. Es hat in den vergangenen Wochen immer wieder Gerüchte gegeben, dass der Klub aus dem äussersten Jura-Zipfel nicht wirklich aufsteigen wolle. Man hat sich installiert in der Swiss League. Man fühlt sich wohl in der Subkultur des Schweizer Eishockeys.

Vor einem guten Jahr gewann der HC Ajoie den Schweizer Cup, schlug auf dem Weg dazu unter anderen den EHC Biel, die ZSC Lions und im Final den HC Davos. Man sprach von den Galliern des Schweizer Eishockeys. Einem Widerstandsnest aus einer Randregion. Der Final, der wegen des Hallenumbaus in Pruntrut zu einer kleinen Völkerwanderung geführt hatte, wurde zum Volksfest. Zum Manifest einer Schweizer Minderheit, die im nationalen Kontext gerne übersehen wird.

Und nun also sollen die Ajoulots, diese Gallier des Schweizer Eishockeys, ab nächster Saison in der National League spielen. Sie werden dazu ihr Budget nahezu verdoppeln müssen. Wo immer sie antreten werden: Sie werden Exoten sein.

Der HC Ajoie hat sich um eine A-Lizenz beworben. Wie der Finalgegner Kloten, der EHC Olten und der EHC Visp hat er sie erhalten. Die Lizenzkommission der National League hat den Aufstieg noch nicht abgesegnet. Doch der Ligadirektor Denis Vaucher griff ihr vor, indem er auf dem Spartensender MySports sagte, in schweren Zeiten wie diesen werde man einem Klub den sportlichen Aufstieg nicht verwehren, nachdem er die meisten Kriterien erfüllt habe.

Es gibt einige Fragezeichen. Mit einem Budget von knapp 5 Millionen Franken ist der HC Ajoie weit von jenen Teams entfernt, die im nächsten Winter seine Konkurrenten sein sollen. Die Infrastruktur ist trotz der Hallenrenovation kaum National-League-tauglich. Die neue Arena fasst gut 4700 Zuschauer. Das sind weniger, als die Liga als Mindestanforderung formuliert hat.

Die Tränen von Devos

Doch das sind Haarspaltereien von Formaljuristen. Der HC Ajoie ist kein Koloss wie die ZSC Lions oder der SC Bern. Er ist nicht durchorganisiert wie der EV Zug. Und er hat auch keinen generösen Sponsor im Hintergrund wie der Lausanne HC oder der HC Lugano. Doch er hat ein starkes Herz, und er wird getragen von einer ganzen Region.

Als sie im Juli 2018 über einen Beitrag zur Erneuerung der Eishalle in der Höhe von 30 Millionen Franken abstimmen mussten, sagten die Einwohner aus sämtlichen der 21 Gemeinden der Ajoie Ja. Die Zustimmung lag zwischen 60 und 90 Prozent. Allein das zeigt, wie sehr der Klub in der Region verankert ist.

Die Finalserie gegen den EHC Kloten wurde von der Frage über die Zukunft der beiden kanadischen Stars Jonathan Hazen und Philip-Michaël Devos überschattet. Zwei Tage vor dem Start der Finalserie wurde bekannt, dass die beiden einen Vertrag in Kloten für den Fall unterschrieben haben, dass die Zürcher aufsteigen. Gleichzeitig verpflichteten sich die Spieler im Februar – mit einer Ausstiegsklausel für die National League – auch im HC Ajoie. Nach dem letzten Match sagte Devos im Interview mit MySports, er habe vor dem Match geweint. «Ich wollte hier bleiben.» Nun darf er das: Egal, ob in der National oder in der Swiss League.


Quelle: Daniel Germann/NZZ
 

miga122

Flaschenfüller
Der EHC Kloten scheitert, bekommt aber 2022 nochmals eine Chance zum Aufstieg

Die Klotener scheitern im Play-off-Final am HC Ajoie und verbleiben in der Swiss League. Mit einem neuen Headcoach und einer verstärkten Defensive wollen sie nächste Saison nochmals den Aufstieg anpeilen. Danach wird die National League möglicherweise zur geschlossenen Liga.


Am Ende sassen die Klotener Spieler minutenlang mit leerem Blick in der neuen, schmucken Eishalle des HC Ajoie. Und mussten ansehen, wie den Ajoulouts der Meisterpokal für den Gewinn der Swiss League übergeben wurde. Dieser Pokal, der doch eigentlich für sie reserviert schien und heuer das Ticket zum Aufstieg in die National League war.

Noch in den letzten Wochen hatten Zweifel bestanden, ob die Jurassier diesen Aufstieg tatsächlich vollziehen würden, da er ihre finanziellen Möglichkeiten eigentlich übersteigt. Doch kurz vor der Partie am Mittwoch gab der Präsident Patrick Hauert grünes Licht – für die Spieler war das eine zusätzliche Motivationsspritze.

Die beiden Kanadier Philip-Michaël Devos und Jonathan Hazen steuerten drei Tore und sechs Punkte zum 5:4-Sieg bei. Ausgerechnet Devos und Hazen! Beide hatten im letzten Juli einen Vorvertrag mit Kloten abgeschlossen, der nur bei einem Aufstieg der Zürcher gültig geworden wäre. Wer sie an diesem Mittwochabend auf dem Eis sah, der hatte keinen Zweifel, für wen ihr Herz schlägt.

Auch im dritten Jahr gescheitert

Der EHC Kloten hingegen hat auch im dritten Jahr nach dem Abstieg die Rückkehr in die National League verpasst. Nach «tausend Tagen» wollte der Klub zurück im Oberhaus sein. Bei näherer Betrachtung ist Kloten allerdings nur dieses Jahr so richtig gescheitert. Im ersten Jahr nach dem Abstieg waren die Zürcher, noch unter dem Eigentümer Hans-Ulrich Lehmann, nicht bereit für die Spielweise in der Swiss League und scheiterten im Viertelfinal kläglich im rustikaleren Klima der zweitobersten Liga.

Im zweiten Jahr, nun unter der neuen Führung um den Präsidenten Mike Schälchli, zeigte das Team gute und konstante Leistungen, doch nach den Viertelfinals wurde die Saison wegen Corona abgebrochen. Immerhin war nun Ruhe eingekehrt in den Klub dank der neuen Führung und der breiteren finanziellen Abstützung. Heuer scheiterten die Klotener kurz vor der Ziellinie am HC Ajoie, der die Regular Season punktgleich abgeschlossen hatte und der auch einen spielerischen Stil pflegt. Doch die Jurassier hatten einen psychologischen Vorteil: Sie konnten sich gegen die «reichen Zürcher» als Underdog fühlen.

Der EHC Kloten besass ein grosses und auch gutes Kader, angereichert mit etlichen Spielern mit National-League-Erfahrung. Doch offenbar stimmte die Mischung nicht ganz. Schon in der Regular Season folgten auf gute Auftritte vor allem gegen vermeintlich schwächere Teams wie die Ticino Rockets scheinbar unerklärliche Niederlagen. Zu viele Spieler, insbesondere gerade einige Stürmer, fühlen sich aufgrund ihres Talents und ihres Karriereverlaufs zu Höherem berufen und waren letztlich wohl etwas weniger demütig als der Gegner aus dem Jura. Spätestens in einem Final können kleine Details entscheidend sein.

Dazu kam, dass der Trainer Per Hanberg offenbar den Zugang zum Team zunehmend etwas verloren hatte. Die vielen Umstellungen der Linien in den Play-offs zeugten nicht von Überzeugung und sorgten intern für Stirnrunzeln. Möglicherweise hatten die Spieler auch genug von seinen langen Ansprachen und der Spezialbehandlung des Schweden Robin Figren, der vom Coach wie der Captain behandelt wurde, dies aber nicht sein wollte.

Neuer Anlauf mit neuem Trainer

Nun steht Kloten abermals eine Swiss-League-Saison bevor. «Wir werden nochmals voll angreifen», sagte Schälchli nach der Niederlage. Schliesslich wird auch 2022 der Swiss-League-Meister direkt aufsteigen, so er denn die nötigen Voraussetzungen erfüllt. Es ist auf absehbare Zeit wohl die letzte Chance für den EHC Kloten, in die National League zu kommen, die sich mit 14 Teams in eine geschlossene Liga verwandeln könnte.
Klar ist, dass in der kommenden Saison ein neuer Headcoach an der Bande stehen wird. Offenbar ist dieser schon gefunden. Um wen es sich handelt, soll Anfang nächster Woche kommuniziert werden. Möglich, dass es der bei den Rapperswil-Jona Lakers nicht mehr weiterbeschäftigte Jeff Tomlinson ist. Er führte die Lakers zurück in die National League und diese Saison in den Play-off-Halbfinal.

Handlungsbedarf besteht auch in der Defensive, die den Ansprüchen in der Swiss League nicht genügte. Wie mit Devos und Hazen hat Kloten auch mit Schweizer Spielern Vorverträge abgeschlossen für den Erfolgsfall. Einige dieser Spieler dürften trotz dem Ligaverbleib zu Kloten wechseln, falls sie nicht doch noch Unterschlupf in einem National-League-Team finden.

Quelle: Yves Tardent/NZZ
 

Blackbird

Lückenfüller
Schlafloser Kloten-Präsident«Wir werden nächste Saison wieder voll angreifen»

Der Favorit für den Aufstieg in die National League ist gescheitert, Klotens Präsident Mike Schälchli analysiert und sagt, wie es weitergehen soll.
Mike Schälchli, wie haben Sie nach der entscheidenden Niederlage Klotens in Pruntrut gegen den HC Ajoie geschlafen?

Ich kann mich nicht erinnern, wann ich letztmals so schlecht geschlafen habe. Ich fühlte mich, als ob ich ohne Fallschirm aus einem Flugzeug gesprungen wäre. Um vier Uhr ging ich ins Bett, um sechs Uhr war ich bereits wieder wach. Es ging mir so viel durch den Kopf. Doch es gibt in solchen Momenten nur eines: Aufstehen, kalt duschen, den Kopf klar kriegen, aus den Fehlern lernen und vorwärts schauen. Wir haben unser Ziel im Sport nicht erreicht. Mich zerreisst es fast. Wegen der speziellen Situation konnten wir nicht mit der Unterstützung unserer Fans rechnen. Sie konnten nicht ins Stadion, aber dennoch sind sie immer auf unserer Seite gestanden. Das verdient höchste Anerkennung. Für sie tut es mir so leid, dass wir verloren haben.

Welche Fehler hat Kloten gemacht?

Auf dem Eis haben wir die letzten 2,5 bis 5 Prozent nicht gehabt, die es braucht, um mal einen Puck über die Linie zu drücken. Oder ein Gegentor zu verhindern. Wir müssen im Team einen Charakter entwickeln, den es einfach braucht, um in solchen Situationen erfolgreich zu sein.

Machen Sie sich Vorwürfe?

Es gab ja nicht nur den Sport, es gab einige Nebenbaustellen, von denen haben wir einige bereinigt. Für die genaue Analyse im Sport ist es jetzt, so einen Tag nach dem Scheitern, zu früh. Ich bin gespannt auf die Auswertung der sportlichen Leitung.
Wie sieht es mit den finanziellen Folgen dieser speziellen Corona-Saison aus?

Wir sind vorbereitet und gut aufgestellt. Das vor allem dank des gesamten Verwaltungsrats und der 19 «Freunde», die mithelfen. Es wäre unmöglich, über zwei Jahre so viel Geld allein aufzutreiben. Die Sponsoren unterstützen uns sehr, ebenfalls die Saisonkartenbesitzer, die kein Geld zurückfordern.

«Wenn man nur die Lohnkosten nimmt, dann sind Visp, Olten oder Ajoie gar nicht so weit entfernt von uns.»

An verschiedenen Orten wurde Kloten als «Krösus» der Liga bezeichnet, jetzt heisst es, dass das Team mit dem grössten Budget gescheitert ist.

Ja, das mit dem Budget muss man schon mal ein bisschen genauer anschauen. Ajoie weist 3,5 Millionen Franken aus, wir ein Gesamtbudget von 10 Millionen. Da ist aber alles drin enthalten, zum Beispiel auch 0,5 Millionen für unsere Young Flyers. Effektiv beträgt der Aufwand 6,5 Millionen. Und wenn man dann nur die Kosten für die erste Mannschaft nimmt, dann sind Olten, Visp oder Ajoie gar nicht so weit weg oder so weit hinter uns. Bei unseren Lohnzahlungen auf jeden Fall muss ich kein schlechtes Gewissen haben, dass wir zu viel ausgeben. Man darf auch etwas nicht vergessen. Es gibt Orte, an denen es um einiges günstiger ist, Eishockey zu spielen. In Langenthal zum Beispiel.

Zurück zum Sport: Wer das letzte Spiel der Saison verliert, der ist nicht der Beste.

Wir haben diese Serie verloren, aber wir dürfen auch stolz sein auf das, was wir erreicht haben. Wir sind zweimal in Folge Qualifikationssieger geworden, einmal wurden wir von Corona gebremst, das zweite Mal kamen wir in den Final. Und in dem sind wir durch eine konsequent spielende Mannschaft bezwungen worden.

«Liegen bleiben oder einen Schritt zurückgehen, sind keine Optionen.»

2018 hat Ihr Vorgänger gesagt, dass sich Kloten drei Jahre Zeit gebe für den Wiederaufstieg. Die sind jetzt um. Folgt nun ein Sparplan, oder werden die Ziele weniger anspruchsvoll?

Auf keinen Fall. Wir haben das Ziel nach drei Jahren nicht erreicht. Aber jetzt stehen wir auf, merzen die Fehler aus und gehen weiter vorwärts. Wir werden wieder voll angreifen. Liegen bleiben oder gar einen Schritt zurückgehen, sind keine Optionen.

Können Sie schon etwas zur Besetzung des Trainerpostens sagen?

Jetzt lecken wir zuerst einmal unsere Wunden, es ist noch verfrüht, etwas dazu zu sagen. Aber ich denke, so ab Montag werden wir erste konkrete Massnahmen kommunizieren.

Was sagen Sie zu Ajoies Aufstieg?

Ich gratuliere dem HC Ajoie von ganzem Herzen. Das Team ist ein Meister der Effizienz. Einige Schlüsselspieler machten den Unterschied.

Wollen Sie jetzt, da die Angelegenheit abgeschlossen ist, etwas zum Fall Hazen/Devos sagen?

Vielleicht dies: Wenn wir mit Hazen/Devos einen Deal abgeschlossen haben, dann haben wir das sicher nicht erst vor Beginn der Finalserie getan, wie einige interpretierten oder kolportierten. Das ist doch nicht unser Stil. Wenn man so etwas macht, dann tut man das logischerweise weit voraus, zum Beispiel schon im Herbst vor Saisonstart.

Der nächste Saisonstart kommt bestimmt – wie sieht es dann in Kloten aus?

Der grösste Teil der Mannschaft bleibt zusammen. Jeder kommt erst auf die Siegerstrasse, wenn er Niederlagen akzeptiert und sich dementsprechend neu einstellt. 15 Monate haben wir ohne Zuschauer gekämpft, du bist irgendwie ohnmächtig, aber es wäre für die Leute so schön gewesen, wenn wir den letzten Schritt hätten machen können. Wir waren in der Meisterschaft nicht souverän, immer dann, wenn wir gemeint haben, wir kämen in eine Mission, kamen wieder Spiele gegen Farmteams wie Biasca dazwischen. Trotz allem aber habe ich das Gefühl, dass wir noch mehr Nähe zur Bevölkerung und zu Anhängern gefunden haben. Und das gibt uns einen grossen Schub für die nächste Saison.
Roland Jauch
Publiziert heute um 17:07 Uhr
 
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