So ziemlich meine Gefühlslage getroffen.
Zürcher unterländer
Der EHC Kloten blamiert sich bei der Heim-Premiere
So viel Minuten war die Kabine des EHC Kloten nach einem Match schon lange nicht mehr geschlossen gewesen. Es gab auch so manches zu bereden. Denn das 1:3 gegen den EHC Visp im ersten Heimspiel war keine Enttäuschung. Es war viel schlimmer. All das, was mit den Wechseln im Team und in der Führung scheinbar unendlich weit weg geschickt worden war, war plötzlich wieder da. «In den ersten neun, zehn Minuten des Mitteldrittels hat das Spiel gedreht», sagte Assistenztrainer Björn Lidström. Da führten seine Klotener noch immer 1:0, aber sie verloren ihre Linie. «Wir wurden immer kleiner», beschrieb Lidström.
Immer kleiner werdenbedeutet: An Selbstvertrauen und an Selbstverständnis einbüssen. Statt den Sieg erzwingen zu wollen, Angst vor der Niederlage zu bekommen. Wenn das noch gepaart wird mit dem Hang zum lockeren Spielen, dann kommt es nicht gut. «Die einfachsten Dinge zu tun ist manchmal am schwierigsten», versuchte Lidström das zu erklären, was vorgefallen war.
«Es gibt hier in Kloten einen negativen Geist. Wir müssen alles daransetzen, um ihn zu vertreiben. Wir brauchen hier neue Energie und einen neuen Klotener Geist.»Björn Lidström, Assistenztrainer
Kloten und seine Zuschauer erlebten schlichtweg ein Rendez-vous mit dem Déja vu. Der Match in Weinfelden gegen Thurgau war so solid gewesen, dass man hatte annehmen können, dass das Team im ersten Heimspiel nicht unter ein gewisses Niveau fallen würde. Das hätte bei weitem genügt, um diesen tapfer kämpfenden EHC Visp zu bezwingen. Doch es endete so, wie fast immer im letzten Winter: Wenn es eng wird, gewinnt das andere Team. Mit der gütigen Hilfe Klotens.
Der EHC hat in zwei Partien nur vier Goals erzielt, das hat nicht viel mehr verdient als die zwei Punkte. Wer sich dermassen scheut, sich vor des Gegners Tor zu arbeiten, der kann nicht mehr erreichen. «Wenn wir das Gefühl haben, dass wir alles versucht haben, um zu gewinnen, und es dann nicht reicht, dann ist das in Ordnung», sagte Lidström. Aber diese Leistung gegen Visp war es nicht, das will er nicht schönreden. «Wir haben das Spiel aus unseren Händen gegeben». Nach 49 Minuten führte Kloten noch, hatte eine weitere der raren Chancen auf das 2:0, kassierte dabei aber eine Strafe. Die nützte Keränen zum Ausgleich, zwei Minuten später gab Ganz die Scheibe zum 1:2 her, drei Minuten später verlor Faille einen Zweikampf, und das führte zum 1:3.
Der böse Geist
Auch weil Kloten im letzten Winter so manches letztes Drittel in einem engen Match verloren hat, wurde das Sommertraining in neue Hände gegeben. Es könnte indes gut sein, dass nicht unbedingt die konditionelle Verfassung schuld an den späten Niederlagen ist, sondern wohl eher die mentale. Lidström sagt es so: «Es gibt hier in Kloten einen negativen Geist. Wir müssen alles daransetzen, um ihn zu vertreiben. Wir brauchen hier neue Energie und einen neuen Klotener Geist.»
Der Auftritt gegen Visp deutete schwer darauf hin, dass etwas Wahres in dieser «Geisteraussage» liegt. In der zweiten Drittelspause entdeckten ein paar treue Fans in einer Stadionecke ein Plakat - und waren ziemlich entrüstet. Denn im ersten Heimspiel der neuen Saison hing dort doch tatsächlich noch immer das Poster der Mannschaft aus dem Winter 2018/19. Sie taten das Naheliegendste: Sie rissen es herunter. Es ist zu vermuten, dass der Geist aus der Vergangenheit, den Lidström ansprach, nicht einfach von der Wand gerissen werden kann. Sollte die Aktion der Anhänger dennoch etwas bewirkt haben, dann korrigiert Kloten am Dienstag in Langenthal den Eindruck vom Samstag nachdrücklich.
Doch es braucht eigentlich keine überirdischen Kräfte, um die Mannschaft auf die richtige Spur zu bringen. «Wir sollen unseren Plan über 60 Minuten einhalten. Wir müssen uns klar darüber sein, wie wir spielen wollen», sagte Lidström. Darum habe man am Samstag sehr, sehr lange mit dem Team gesprochen. «Wir müssen sofort reagieren, wenn die Leistung nicht stimmt.”
Visp zeigte, dass man Eishockey in erster Linie mal arbeiten muss. Wenn diese Voraussetzung erfüllt ist, kann man Punkte holen. Vielleicht begreifen sie das in Kloten irgendwann auch noch. Die positive Stimmung zum Saisonstart haben sie schon mal ziemlich an die Wand gefahren. Zu viele Spieler sind nicht in der Form, um das zu spielen, was sie zu beherrschen meinen. Sollen sie doch mal das Einfache richtig machen. Dann geht vieles einfacher.