Presseschau

Eine kleine Hommage an Chälli im heutigen Tagi, publiziert am 17.02.23/09:30 (Dominic Duss) (y)(y)(y)

Comeback von Steve Kellenberger
Klotens Captain beflügelt sein Team

Für die entscheidenden Spiele der Qualifikation ist Steve Kellenberger wieder fit. «Wir dürfen uns nicht verkrampfen», betont der Rekordspieler des EHC.

So wie es sich Steve Kellenberger erhofft hatte, meldete sich der EHC Kloten nach der Nationalmannschaftspause zurück. «Für uns war wichtig, dass wir gut starten», betont der Captain. Zwar wären drei Punkte am Dienstag gegen Fribourg dringelegen, der Aufsteiger führte bis zur 55. Minute 3:1. Doch dank des 4:3-Sieges nach Penaltyschiessen konnten immerhin zwei Zähler entführt werden.

Kellenberger gab in Freiburg sein Comeback. Drei statt wie prognostiziert vier Wochen fiel er aufgrund einer Oberkörperverletzung aus. «Schön, dass es schneller ging», sagt der Ur-Klotener erleichtert. In seinem Alter – am 6. Februar wurde er 36 – kann die Regeneration durchaus etwas länger dauern. «Mit 20 fühlte ich mich noch anders», meint er lachend. Obwohl, in dieser Saison zwicke und zwacke es weniger als letzte. «Ich habe keine Gelenkprobleme mehr, fühle mich top.»

Ausgerechnet während der Captain pausieren musste, erlebte seine Mannschaft eine Baisse. Er verletzte sich am 21. Januar im Heimspiel gegen Ambri-Piotta. Kloten verlor 3:4 nach Penaltyschiessen, es war die erste Niederlage nach vier Siegen. Danach punktete der EHC fünfmal in Folge nicht mehr. «Klar nagte das am Selbstvertrauen, doch Nervosität kam nie auf», betont Kellenberger. Er stand seinen Teamkollegen beratend zur Seite. «Ich unterhielt mich oft mit David Reinbacher.» Der talentierte und von NHL-Scouts scharf beobachtete 18-Jährige und der Routinier bilden ein Verteidigungsduo.

Nur vier Punkte Vorsprung auf Rang 13

Klotens 3:2-Heimsieg gegen Bern vor der Nationalmannschaftspause kam einem Befreiungsschlag gleich. «Sehr angespannt» erlebte Kellenberger ihn auf der Tribüne und spricht von einem enorm wichtigen Erfolg. Ebenso bedeutend war, dass der EHC nun in Freiburg punktete. Denn der Vorsprung auf Rang 13, den die SCL Tigers belegen, ist nach Verlustpunkten auf nur vier Zähler geschrumpft. Der Gang ins Playout soll um jeden Preis abgewendet werden. «Das ist unser klares Ziel.»

«Es ist so eng und wird es wohl bis zuletzt bleiben.»
Steve Kellenberger

Der Einzug ins Pre-Playoff wäre für Kloten eine Zugabe und für Headcoach Jeff Tomlinson unbestritten ein schöner Abschied. Während andere Teams dieses Ziel erreichen müssen, darf es der Aufsteiger anstreben. «So weit denken wir gar nicht erst», äussert sich Kellenberger dazu und deponiert die altbekannte Floskel: «Wir nehmen Spiel um Spiel.» Um die vier Pre-Playoff-Plätze kämpfen sieben Mannschaften, nur neun Punkte liegen sie auseinander. «Es ist so eng und wird es wohl bis zuletzt bleiben», prognostiziert Kellenberger.

Die Klotener stehen vor einem happigen Restprogramm mit vier Direktbegegnungen. Am Freitag gastieren sie beim punktgleichen Titelverteidiger Zug, der allerdings noch zwei Partien weniger ausgetragen hat. Am Sonntag kommt der Tabellenzweite Biel in die Stimo-Arena. Wegweisend wird dann das Wochenende vom 24./25. Februar mit dem Heimspiel gegen Lausanne (Rang 12) und dem Duell im Emmental mit den SCL Tigers. Am Schluefweg gegen die SC Rapperswil-Jona Lakers und in Davos schliesst der EHC die Qualifikation ab.

Sich zerreissen, so wie er es tut

«Wir dürfen uns nicht verkrampfen», betont Kellenberger und fügt an: «Jeder muss sich jeden Abend zerreissen.» So wie es der gebürtige Bülacher mit Ausnahme von 15 Partien als Leihspieler für Thurgau (2008/09) und zwei Saisons in Biel (2012 bis 2014) stets für den EHC getan hat. Der Rekordspieler des Vereins – 746 Partien bestritt er für Kloten – rackert und ackert bis schier zum Umfallen und kann als Vorzeige-Kämpfer gelten. Mit unermüdlichem Einsatz treibt er die Mannschaft an.

20:13 Minuten stand Kellenberger bei seinem Comeback am Dienstag auf dem Eis und scheute keinen Zweikampf. Ein gutes Zeichen. Ihm war wichtig, sogleich den Tritt wieder zu finden. In der Verlängerung trug er wesentlich dazu bei, dass Kloten während einer Strafe das 3:3 halten und sich dann im Penaltyschiessen den Zusatzpunkt sichern konnte. Der Captain ist rechtzeitig für die heisse Endphase der Qualifikation zurück an Bord, das beflügelt offenbar die ganze Mannschaft.
 
Der Tagi erweist dem Materialwart die Ehre. Publiziert am 21.2./19:30
Martin Keller wurde ja bereits schon mal vor ca. 2-3 Jahren im EHC Kloten-Podcast interviewt/portraitiert.

Die Klotener Legenden schauen ihm bei der Arbeit zu
Martin Keller steht seit einem Vierteljahrhundert beim EHC Kloten im Einsatz. Eigentlich wäre er bereits pensioniert. Aber wie soll das gehen ohne den stillen Chrampfer im Hintergrund?

Über zwei Dutzend Männer schlittern über das Eis. Bei der Schussübung knallen Pucks an die Banden, es wird gepasst, geschossen, verfehlt oder getroffen – und stets lauthals herumkommandiert. Eine der wenigen, die nicht im Rink stehen, sondern daneben, ist Martin Keller, der das Training des EHC Kloten still überblickt. Im hektischen Sport ist er für den Verein dank seiner Erfahrung ein Ruhepol. Und obwohl er seit über 25 Jahren als Materialchef für den Club tätig ist, kennen ihn die wenigsten Fans.

Keller ist am Schluefweg im Hintergrund tätig, stellt Getränke und Material bereit, schleift die Kufen der Profis wunschgemäss und ist für deren Wäsche verantwortlich. Der Oberuzwiler ist 66 Jahre alt, eigentlich hätte er schon Ende der vergangenen Saison pensioniert werden sollen – aber dann hat es ihn doch noch gebraucht. «Ich habe immer noch Freude daran, meine Erfahrung zu teilen.»

An seinen Wänden klebt die Geschichte Klotens

Und Erfahrung hat er genug, keiner weiss besser als er, wie seine Spieler ihre Kufen gerne geschliffen haben. Pro Paar Schuhe braucht er fünf bis acht Minuten. Wenn er am Abend vor einem Spiel bis zu 15 Paare vorbereitet, verbringt er also einige Zeit in seinem Materialraum, der mit vier verschiedenen Schleifmaschinen ausgestattet ist.
Kein Wunder, gestaltet er diesen so heimelig wie möglich. An den Wänden klebt die Geschichte des EHC. Wortwörtlich, über Jahre hinweg ergänzt Keller seinen Raum mit besonderen Artikeln, Bildern und Dingen von Spielern, die er in Erinnerung behalten will: Reto Pavoni, Marco Klöti und andere Veteranen schauen ihm bei der Arbeit zu.
Keller hatte in all den Jahren mit den verschiedenen Persönlichkeiten des Clubs nie ein Problem. Der stille Materialchef scheint sich noch nicht einmal einer schlechten Erinnerung entsinnen zu können: «Ich hatte es immer gut mit allen – mit der Zeit weiss man, wie sie ticken.» Er meint damit Trainer und Spieler.
Das Urgestein hat viele Profis bei Kloten erlebt, Charakterköpfe wie Marko Kiprusoff und Domenico Pittis beschreibt er als unvergesslich. Und er hat grosse Karrieren begleitet. Captain Steve Kellenberger und den ehemaligen Sportchef Patrik Bärtschi kennt er seit deren Jugend beim EHC Kloten. Keller könnte wohl manche Anekdote von Spielern aus vergangenen Zeiten preisgeben, ist dahingehend jedoch sehr zurückhaltend.
Ein spezielles Gefühl überkommt ihn trotzdem, wenn er realisiert, wie viele Jahre er sich bereits dem Verein verschrieben hat. Gleichzeitig mit seinem Arbeitsbeginn im Mai 1997 wechselte beispielsweise auch Publikumsliebling und «Eishockey-Methusalem» Sven Lindemann zum EHC Kloten. Jetzt, über 25 Jahre später, steht sein Sohn Kevin für dasselbe Team auf dem Eis – und Keller immer noch an der Seitenlinie.


Auch für das Nationalteam im Dienst

Selber hat Keller nie Eishockey gespielt. Einst begann er als Materialwart beim Erstligisten EHC Uzwil, bevor er im 1997 von Kloten unter Vertrag genommen wurde – und nur Wochen später auch ein Aufgebot als Materialchef für die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft erhielt. «Zuerst habe ich gedacht, ich würde für die Junioren engagiert werden», erinnert er sich lachend.
In den folgenden Jahrzehnten erlebte er viel. Salt Lake City 2002, Turin 2006, Vancouver 2010, Sotschi 2014 – neben vier Winterspielen ist der St. Galler auch an 16 Weltmeisterschaften mit dabei gewesen. Die Olympia-Atmosphäre findet er unbeschreiblich, «das muss man erlebt haben», sagt er.
Die ersten paar Jahre «chrampfte» Keller noch allein, sowohl in der Nationalmannschaft als auch beim EHC Kloten. Dann bekam er Unterstützung. Der Sport befindet sich im ständigen Wandel, im Vergleich zu vor 25 Jahren gibt es heute mehr Material, für das er verantwortlich ist – Handschuhtrockner beispielsweise. Und alles, was neu entwickelt wurde, dient dazu, dass sich die Spieler besser konzentrieren können und wohlfühlen – «genau für dieses Gefühl sorgt der Materialchef».
Da gerät sein eigenes Wohl schnell mal in den Hintergrund. Für Kloten ist er bei Spielen rund 15 Arbeitsstunden im Einsatz, bei Auswärtsspielen auch schnell mehr. Jeden Tag fährt der St. Galler rund 45 Minuten mit dem Auto an – er startet früh am Morgen an seinem Wohnort und kehrt spät zurück, verarbeitet auf dem Weg das Geschehene und bereitet das Bevorstehende vor.
Über ein Vierteljahrhundert lebt er bereits für den gleichen Verein. Möglich ist, dass er Ende Saison aufhören wird. «Noch stehen ein, zwei Gespräche an. Aber egal, was kommt, für den EHC Kloten mache ich jeden Tag, was ich kann.»
 

Emilius

Törliöffner
Der Tagi erweist dem Materialwart die Ehre. Publiziert am 21.2./19:30
Martin Keller wurde ja bereits schon mal vor ca. 2-3 Jahren im EHC Kloten-Podcast interviewt/portraitiert.

Die Klotener Legenden schauen ihm bei der Arbeit zu
Martin Keller steht seit einem Vierteljahrhundert beim EHC Kloten im Einsatz. Eigentlich wäre er bereits pensioniert. Aber wie soll das gehen ohne den stillen Chrampfer im Hintergrund?

Über zwei Dutzend Männer schlittern über das Eis. Bei der Schussübung knallen Pucks an die Banden, es wird gepasst, geschossen, verfehlt oder getroffen – und stets lauthals herumkommandiert. Eine der wenigen, die nicht im Rink stehen, sondern daneben, ist Martin Keller, der das Training des EHC Kloten still überblickt. Im hektischen Sport ist er für den Verein dank seiner Erfahrung ein Ruhepol. Und obwohl er seit über 25 Jahren als Materialchef für den Club tätig ist, kennen ihn die wenigsten Fans.

Keller ist am Schluefweg im Hintergrund tätig, stellt Getränke und Material bereit, schleift die Kufen der Profis wunschgemäss und ist für deren Wäsche verantwortlich. Der Oberuzwiler ist 66 Jahre alt, eigentlich hätte er schon Ende der vergangenen Saison pensioniert werden sollen – aber dann hat es ihn doch noch gebraucht. «Ich habe immer noch Freude daran, meine Erfahrung zu teilen.»

An seinen Wänden klebt die Geschichte Klotens

Und Erfahrung hat er genug, keiner weiss besser als er, wie seine Spieler ihre Kufen gerne geschliffen haben. Pro Paar Schuhe braucht er fünf bis acht Minuten. Wenn er am Abend vor einem Spiel bis zu 15 Paare vorbereitet, verbringt er also einige Zeit in seinem Materialraum, der mit vier verschiedenen Schleifmaschinen ausgestattet ist.
Kein Wunder, gestaltet er diesen so heimelig wie möglich. An den Wänden klebt die Geschichte des EHC. Wortwörtlich, über Jahre hinweg ergänzt Keller seinen Raum mit besonderen Artikeln, Bildern und Dingen von Spielern, die er in Erinnerung behalten will: Reto Pavoni, Marco Klöti und andere Veteranen schauen ihm bei der Arbeit zu.
Keller hatte in all den Jahren mit den verschiedenen Persönlichkeiten des Clubs nie ein Problem. Der stille Materialchef scheint sich noch nicht einmal einer schlechten Erinnerung entsinnen zu können: «Ich hatte es immer gut mit allen – mit der Zeit weiss man, wie sie ticken.» Er meint damit Trainer und Spieler.
Das Urgestein hat viele Profis bei Kloten erlebt, Charakterköpfe wie Marko Kiprusoff und Domenico Pittis beschreibt er als unvergesslich. Und er hat grosse Karrieren begleitet. Captain Steve Kellenberger und den ehemaligen Sportchef Patrik Bärtschi kennt er seit deren Jugend beim EHC Kloten. Keller könnte wohl manche Anekdote von Spielern aus vergangenen Zeiten preisgeben, ist dahingehend jedoch sehr zurückhaltend.
Ein spezielles Gefühl überkommt ihn trotzdem, wenn er realisiert, wie viele Jahre er sich bereits dem Verein verschrieben hat. Gleichzeitig mit seinem Arbeitsbeginn im Mai 1997 wechselte beispielsweise auch Publikumsliebling und «Eishockey-Methusalem» Sven Lindemann zum EHC Kloten. Jetzt, über 25 Jahre später, steht sein Sohn Kevin für dasselbe Team auf dem Eis – und Keller immer noch an der Seitenlinie.


Auch für das Nationalteam im Dienst

Selber hat Keller nie Eishockey gespielt. Einst begann er als Materialwart beim Erstligisten EHC Uzwil, bevor er im 1997 von Kloten unter Vertrag genommen wurde – und nur Wochen später auch ein Aufgebot als Materialchef für die Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft erhielt. «Zuerst habe ich gedacht, ich würde für die Junioren engagiert werden», erinnert er sich lachend.
In den folgenden Jahrzehnten erlebte er viel. Salt Lake City 2002, Turin 2006, Vancouver 2010, Sotschi 2014 – neben vier Winterspielen ist der St. Galler auch an 16 Weltmeisterschaften mit dabei gewesen. Die Olympia-Atmosphäre findet er unbeschreiblich, «das muss man erlebt haben», sagt er.
Die ersten paar Jahre «chrampfte» Keller noch allein, sowohl in der Nationalmannschaft als auch beim EHC Kloten. Dann bekam er Unterstützung. Der Sport befindet sich im ständigen Wandel, im Vergleich zu vor 25 Jahren gibt es heute mehr Material, für das er verantwortlich ist – Handschuhtrockner beispielsweise. Und alles, was neu entwickelt wurde, dient dazu, dass sich die Spieler besser konzentrieren können und wohlfühlen – «genau für dieses Gefühl sorgt der Materialchef».
Da gerät sein eigenes Wohl schnell mal in den Hintergrund. Für Kloten ist er bei Spielen rund 15 Arbeitsstunden im Einsatz, bei Auswärtsspielen auch schnell mehr. Jeden Tag fährt der St. Galler rund 45 Minuten mit dem Auto an – er startet früh am Morgen an seinem Wohnort und kehrt spät zurück, verarbeitet auf dem Weg das Geschehene und bereitet das Bevorstehende vor.
Über ein Vierteljahrhundert lebt er bereits für den gleichen Verein. Möglich ist, dass er Ende Saison aufhören wird. «Noch stehen ein, zwei Gespräche an. Aber egal, was kommt, für den EHC Kloten mache ich jeden Tag, was ich kann.»
Entgegen der Aussage in der Einleitung dürften die meisten Fans seinen Namen kennen. Es wird der Grossteil der Journalisten-Zunft und insbesondere der Schreiberling selbst sein, auf den diese Beschreibung zutrifft.
 
Aus der heutigen NZZ


Ein Schnäppchen ist die Entdeckung der Saison
Der EHC Kloten beschäftigt mit dem Österreicher David Reinbacher ein Juwel – dieser wird in der ersten Runde des NHL-Drafts gezogen werden

Nicola Berger, Kloten
«Vertrauen», sagt David Reinbacher, «beruhigt den Menschen sehr.» Es ist seine Replik auf die Frage, wie er es schaffe, so cool zu bleiben, so abgeklärt, bei seinem kometenhaften Aufstieg zur Nummer 1 in der Verteidigerhierarchie im EHC Kloten.
Vertrauen, das ist eine Sache. Die andere ist, dass Reinbacher seit einem Jahr mit einem Heilpraktiker zusammenarbeitet, der ihm Atemübungen beigebracht hat. Das funktioniert, Reinbacher spielt eine so unwiderstehliche Saison, dass er im Sommer im NHL-Draft in der ersten Runde ausgewählt werden wird. Die Klotener Stimo-Arena ist in diesem Winter der Attraktion Reinbacher wegen zu einem Tummelfeld für Scouts geworden.
Fehler machen erlaubt

Reinbacher ist die Entdeckung dieser National-League-Saison, er ist der Aufsteiger des Jahres. Der 18-Jährige spielt fast 20 Minuten pro Abend, dirigiert das Klotener Powerplay und hat in 42 Spielen 22 Punkte produziert, gleich viele wie der frühere Nationalmannschafts-Captain Raphael Diaz, der bei Fribourg-Gottéron fast das Zwanzigfache verdient. Ohne Frage ist Reinbacher der Spieler mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis der Liga: Knapp 40 000 Franken verdient er momentan. In anderen Klubs gibt es Profis, die sitzen trotz einem Salär bis zu 650 000 Franken überzählig auf der Tribüne.
Im Klotener Kabinengang steht Jeff Tomlinson, der scheidende Coach. Der 52-Jährige sagte schon im Sommer im kleinen Kreis, Reinbacher könne die Überraschung der Saison werden. Aber auch er hat die Leistungsexplosion in diesem Umfang nicht erwarten können. Er sagt: «Reinbacher ist für uns ein Glücksfall. Er ist so unerschrocken, so abgeklärt. Und er wird jeden Monat besser.»
Das ist eine Einschätzung, die Roger Bader teilt. Der 58-jährige Zürcher arbeitete einst lange in Kloten, heute ist Bader Nationaltrainer Österreichs. Reinbacher spielt in Kloten mit einer Schweizer Lizenz, weil er aus Lustenau schon 2016 über die Grenze wechselte, im Nationalteam tritt er für Österreich an. «Er hat sich enorm entwickelt. Seine offensiven Qualitäten sind hervorragend, und auch defensiv ist er zuverlässig. Mich beeindruckt, wie geerdet er trotz dem ganzen Hype geblieben ist. Das ist nicht selbstverständlich.» Und Bader sagt auch: «Reinbacher hat in Kloten die perfekten Bedingungen mit einem Coach, der auf ihn setzt und unter dem er Fehler machen darf. Das ist so viel wert.»
Schwaches Kader als Vorteil

Es wäre eine Überraschung, würde Bader den Jüngling nicht für die WM 2023 in Finnland und Lettland nominieren. Österreich hatte in seiner Geschichte noch nie einen Verteidiger, der in der NHL in der ersten Runde gedraftet wurde, insgesamt waren es nur vier Spieler – unter ihnen Marco Rossi, der bei den ZSC Lions ausgebildete Stürmer der Minnesota Wild.
Tatsächlich ist Kloten für einen Emporkömmling wie Reinbacher das perfekte Biotop. Das Kader des Aufsteigers ist mit Ausnahme der Ausländer zu einem nicht unwesentlichen Teil mit Spielern bestückt, bei denen nicht klar ist, ob sie in der National League eine Zukunft haben. Reinbachers rasanter Aufstieg ist auch darin begründet: Dass es in Kloten an Talent fehlt – das ist nun einmal der Preis, den man in der Schweiz für einen Aufstieg bezahlt. Tomlinson sagt: «Er spielt nicht so viel, weil er 18 ist. Sondern weil er unsere beste Option ist.»
Reinbacher stammt aus einer Eishockey-Familie: Der Vater Harald verteidigte für Lustenau und Dornbirn. Das Elternhaus in Lustenau lag für die Söhne Tobias und David fünf Velominuten von der lokalen Eishalle entfernt. Der drei Jahre ältere Tobias wechselte 2014 in die Schweiz und 2018 nach Kloten. «Tobias ist mein Vorbild», sagt David Reinbacher, «ich wollte machen, was er macht.» Noch heute sei das so, sagt er, selbst jetzt, wo er seinen inzwischen wieder in Österreich spielenden Bruder längst überflügelt hat.
«Ich habe das Glück, vielleicht ein bisschen mehr Talent in die Wiege gelegt bekommen zu haben als er. Aber ich sehe, wie hart er für seine Ziele arbeitet. Das schaue ich mir von ihm ab», sagt David Reinbacher. Seine anderen Vorbilder heissen Brent Burns und Roman Josi. Mit Letzterem konnte er vor zwei Jahren in Wetzikon ein Training absolvieren, er schwärmt heute noch davon.
Teilzeitpensum als Recruiter

Um Josi nachzueifern, pendelte er mit 14 fast jeden Tag von Lustenau nach Kloten, anderthalb Stunden, mal fuhren ihn die Eltern, mal die Grosseltern. Und er erledigte auf der Rückbank die Hausaufgaben. Es sei eine anstrengende Zeit gewesen, sagt er. Aber sie hat ihn auf die Mehrfachbelastung von heute vorbereitet. David Reinbacher lässt sich an der United School of Sports ausbilden und arbeitet in einem Teilzeitpensum als Recruiter, eine Art Headhunter. Wenn ein Arbeitgeber eine bestimmte Position besetzen will, sucht Reinbacher diese Person und schreibt sie gezielt an, auf Linkedin etwa. Nicht nur im EHC Kloten erhält er mit 18 reichlich Verantwortung.
Seine Ausbildung dauert noch bis 2024. Und eigentlich ist sie auch im Eishockey mit einer Saison in der National League längst nicht abgeschlossen. Aber es ist in beiden Fällen unklar, ob Reinbacher sie hier wird fortsetzen können, über diesen Sommer hinaus. Es hängt davon ab, welche NHL-Organisation sich Ende Juni in Nashville die Rechte an ihm sichert – und welche Pläne sie mit ihm verfolgt. Der Kloten-Trainer Tomlinson aber sagt: «Er könnte von einer weiteren Saison bei uns enorm profitieren. Für seine Entwicklung ist es das Beste, wenn er viel spielt und Verantwortung übernehmen kann.»
Aus Tomlinson spricht in dieser Frage Eigennutz, er wird Kloten ja in einer noch nicht definierten Rolle erhalten bleiben und weiss sehr genau, dass der Verein Reinbacher nicht ersetzen könnte – schon gar nicht zum gegenwärtigen Schnäppchenpreis.
Er wisse nicht, was die Zukunft bringe, sagt Reinbacher, er nehme Tag für Tag. Ein bisschen wirkt er selber erstaunt darüber, mit welchen Riesenschritten er diese Liga, eine der besten der Welt, erobert hat. Er sagt: «Ich kann es manchmal fast nicht fassen. Aber es ist erst ein sehr kleiner Teil erreicht.» Irgendwo wird Roger Bader anerkennend nicken.
 
Marchon im Tagi. Publiziert am 23.02.23/19:58 (Angelo Rocchinotti)

Bin mir nicht sicher wie akkurat der Artikel ist, denn ich dachte das Sportmanagement-CAS hätte er bereits abgeschlossen, da er auf der HSG-Seite mit Jens Lehmann, Sanna Lüdi & Co. bei der Abschlussfeier posiert... Na ja, ist jetzt auch nicht so wichtig. Aber frage mich trotzdem wie der Tagi dann sowas schreiben kann.

Kloten-Leader Marc Marchon

Der Profisportler, der gesundes Essen einfach nicht runterkriegt

Er wuchs in Zug auf, doch sein Herzensclub ist der EHC. Nach einer Verletzung kehrt er nun aufs Eis zurück. Wer ist der Powerstürmer, der Salat nicht ausstehen kann?

Freiwillig würde gegen Marc Marchon kaum jemand antreten. Der Stürmer ist auf dem Eis eine Nervensäge. Vom Gegner gehasst, von den Mitspielern geliebt. Und alles andere als ein Langweiler. Inhaltsleere Phrasen bekommt man vom 27-Jährigen mit dem Schalk hinter den Ohren keine zu hören. Dass er bei der Aufstiegsfeier plötzlich nur noch in Boxershorts und Tiefschutz dastand, passt ins Bild.

Obwohl der Stürmer sämtliche Nachwuchsstufen des EVZ durchlief und zu 49 Einsätzen im Fanionteam kam, bezeichnet er Kloten nach nunmehr sechs Saisons als seinen Herzensverein. «Ich verfolge die Spiele des EVZ, kenne viele Menschen in Zug und freute mich über die Meistertitel. Doch ich kann mir nur noch schwer vorstellen, Kloten wieder zu verlassen. Das Team, die Stadt, die Fans, meine Rolle – es passt einfach», schwärmt Marchon.

Dass nächste Saison sein sechseinhalb Jahre jüngerer Bruder Joel aus der kanadischen Juniorenliga zum EHC stossen wird, macht das Glück vollkommen. «Es war stets unser Traum, einmal gemeinsam in einem Team zu spielen. Ich werde ihn in den Trainings sicher auch mal härter angehen und will, dass er lernt.» Die Brüder pflegen seit jeher ein enges Verhältnis, sind derzeit auf der Suche nach einer gemeinsamen Wohnung. «Ich bin sein grösstes Vorbild. Mir eiferte er stets nach, schickt mir vor wichtigen Spielen herzige SMS-Nachrichten.»

Aufgewachsen sind die Brüder mit ihren weiteren Geschwistern Severin (heute 29), Stephanie (25) und Jasmine (22) bei Mutter Sabine. Sie war es, die den damals 7-jährigen Marc in die Hockeyschule schickte. «Weil ich wohl etwas wild war», mutmasst Marchon. Dass pro Woche jedoch nicht eine, sondern drei Trainingseinheiten auf dem Programm standen, wurde seiner Mutter erst klar, als Marcs Teamkollegen regelmässig zu Wettkämpfen aufgeboten wurden, ihr Sohn aber stets zu Hause bleiben musste.

«Ich lebte auch von meinem Talent, trainierte anfangs nicht sehr konsequent und hatte eine grosse Klappe.»
Marc Marchon

Marchon spielte auch Fussball. Mit mit dem FC Dietwil wurde er Juniorenmeister, ehe er mit 15 Jahren voll auf die Karte Eishockey setzte. Vieles fiel ihm leicht. Bei den Novizen und den Elite-A-Junioren avancierte Marchon zum Liga-Topskorer. «Ich lebte auch von meinem Talent, trainierte anfangs nicht sehr konsequent und hatte eine grosse Klappe», sagt er selbstkritisch. «Ich bin froh, gab mir Kloten eine Chance. Nach dem Abstieg 2018 war mir klar, dass ich dem Club etwas zurückgeben möchte.»

Doch Marchons Leben dreht sich nicht nur um den Sport. Als Teenager begann er eine Lehre als Elektromonteur, brach diese aber ab, nachdem ihn sein Lehrmeister nicht mehr für die Trainings freistellen wollte. Dass sich Marchon anschliessend nicht gleich zu einer weiteren Ausbildung durchringen konnte, bereut er heute. Um Geld zu verdienen, arbeitete der Stürmer während zweier Jahren als Maler auf dem Bau und lernte Teamkollege Patrick Obrist kennen, der dieselbe Tätigkeit verrichtete. Später besuchte Marchon eine Handelsfachschule und absolviert derzeit die Sportmanagement-Weiterbildung an der Universität St. Gallen.


Salatblatt löst Brechreiz aus

Eine Abneigung hat der Stürmer gegen Obst, Salat und Gemüse. Er bekommt das Gesunde einfach nicht hinunter, versuchte es sogar mit Kinesiologie, Akupunktur und nahm sich einen Ernährungsberater. Ohne Erfolg. «Ich zog es drei Wochen lang durch. Doch jedes Salatblatt löste Brechreiz aus. Als mir die Energie fehlte und die Leistungen darunter litten, gab ich auf und setze nun auf Vitamintabletten», sagt Marchon, der sich auch keine Sandwiches kauft und dann das Salatblatt entfernt. «Ich kaufe Brot und Bündnerfleisch und mache mir die Sandwiches selbst. Nach den Spielen gibt es für mich immer Poulet.» Das Gesunde? «Nehme ich höchstens im Ausgang in Drinks zu mir. Gurken in einem Glas Gin Tonic, das geht», scherzt Marchon.

Die letzten acht Partien hat der Zuger, der vor jedem Spiel mit Sandro Zurkirchen Dart spielt, wegen einer Blessur am Knie verpasst, musste zuschauen, wie sein Team sechs Niederlagen bezog. Nun kann der Powerstürmer in den so wichtigen Duellen gegen Lausanne am Freitag und in Langnau am Samstag endlich wieder eingreifen. Noch stehen die Zürcher Unterländer auf einem Rang, der für die Pre-Playoffs berechtigen würde. «Es wäre eine Riesensache für uns», sagt Marchon. Doch mit nur vier Punkten Vorsprung auf Platz 13 ist der EHC auch vor dem Abstiegskampf nicht gefeit. Es wäre für den Aufsteiger, der während Monaten begeistert hatte, ein herber Dämpfer.

«Es gab Phasen, da fragten wir uns, wie wir gewinnen konnten. Nun schossen wir zuletzt zwar oft viele Tore, agierten defensiv aber instabil. Noch ist alles möglich. Hätten wir diese Ausgangslage vor der Saison angeboten bekommen, wir hätten sie wohl angenommen.» Marchon lässt sich seine positive Einstellung nicht nehmen. Nun kann er die Gegner wieder ärgern.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tagi/Rocchinotti zur gestrigen Erlösung. (25.2./22:56)

Klotens 3:1-Erfolg in Langnau
Der Aufsteiger bleibt erstklassig
Der EHC hat durch den Sieg im Emmental den Klassenerhalt vorzeitig sichergestellt. Jetzt visiert Kloten das Pre-Playoff an.

Kurz vor 22 Uhr schwenkten die zahlreichen Klotener Fans ihre Schals, einigen war so heiss, dass sie längst ihre Oberkörper entblösst hatten. Und als die Spieler zu ihnen kamen, kannte der Jubel einige Minuten keine Grenzen. Vergessen das Minimum an Hektik, das noch einmal aufgekommen war, als Langnaus Axel Holmström 100 Sekunden vor Spielende das 1:3 erzielt hatte.

Die Freude bei Spielern, Staff und den Supportern der Zürcher war mehr als verständlich. Der Klassenerhalt war das erklärte Saisonziel des Aufsteigers gewesen und diesen hat das Team nun trotz einer Baisse in den letzten zehn Spielen - es resultierten acht Niederlagen - souverän bewerkstelligt und dies eine Woche vor Ende der Regular Season. Eine Leistung, die umso höher zu gewichten ist, weil das Team in der Anfangsphase gerade auswärts kaum kompetitiv war.
Auf der anderen Seite gab es schon früh vereinzelte Pfiffe. Einige wenige der treuen Langnau-Fans waren in der 35. Minute offenkundig unzufrieden. Miro Aaltonen hatte gerade in Überzahl den dritten Klotener Treffer erzielt. Es stand nun 0:3 und war das zweite Tor der Zürcher Unterländer im Kontext eines nummerischen Ungleichgewichts, drei Minuten vorher hatte Keanu Derungs getroffen, nach magistraler Vorbereitung von Mischa Ramel. Der 19 Jahre junge U20-WM-Teilnehmer entwickelt sich im Team von Jeff Tomlinson immer mehr zum unerwarteten «Bonusspieler.»
Der Frust auf Langnauer Seite war verständlich und zwar aus mehreren Gründen. Zuerst einmal waren sie unerklärlich passiv in dieses «Spiel der letzten Chance» gestiegen. Nur wenig ging im Startdrittel offensiv, was sich nicht allein durch die Absenzen der verletzten Ausländer Marc Michaelis und Aleksi Saarela erklären lässt. So war der Vorsprung Klotens durch ein Tor von Marc Marchon absolut verdient. Für den zuletzt ebenfalls verletzten Stürmer war es Skorerpunkt Nummer 20, sein Wert für ein Team lässt sich aber längst nicht nur am Offensivertrag festmachen. Marchon positioniert sich regelmässig vor dem gegnerischen Tor, scheut keinen Zweikampf und geht vielen Gegnern unter die Haut.
Einen wie Marc Marchon hätte am Samstagabend auch Langnau gebrauchen können. Es fehlte die letzte Durchschlagskraft, trotz einer Leistungssteigerung auch im Mitteldrittel. Beim Stande von 0:1 kam Matthias Rossi mit einem Lattenschuss dem Ausgleich am nächsten, anschliessend verpuffte das leichte Zwischenhoch wieder.
Wer vor dem Schlussabschnitt noch einen Franken auf einen Dreipunkte-Sieg Langnaus gesetzt hätte, wäre im Falle der Wende bei „sporttip“ mit 63,09 Franken belohnt wurde. Es war allerdings eine Mission, die einer Kamikaze-Aufgabe ähnelte - Langnau hatte seit 135 Minuten kein Tor mehr erzielt, hatte weder in den letzten 35 Minuten beim 2:5 in Zug noch beim 0:1 in Ajoie getroffen.

Beide Teams haben nun Pause, bis am nächsten Donnerstagder Schlussspurt lanciert wird. Die Emmentaler empfangen im Derby den SC Bern und gastieren in der letzten Runde bei Fribourg-Gottéron, für sie geht es darum von Platz 13 wegzukommen und so den Fall ins Playout zu vermeiden. Kloten spielt zuerst daheim gegen die Rapperswil-Jona Lakers und reist dann nach Davos - das Pre-Playoff im Visier.
 
Tagi/Rocchinotti am 26.2.

In ohrenbetäubender Lautstärke dringt der Ballermann-Hit «Layla» aus der Gästegarderobe in der Ilfishalle. Draussen feiern die Klotener Fans auch nach Spielschluss munter weiter, schwenken ihre Schals, singen und johlen. «Fantastisch», sagt Stürmer Marc Marchon begeistert. Eine Woche vor dem Ende der Regular Season sind die Zürcher Unterländer das Abstiegsgespenst los. Dank eines souveränen 3:1-Erfolgs im Emmental.

Marchon setzte nach 14 Minuten das erste Ausrufezeichen, erzielte auf spektakuläre Art und Weise mit einem Backhandschuss in Überzahl das 1:0. «Dass ich so viel Platz genoss, überraschte mich. Ich suchte eine Anspielstation, fand sie aber nicht und dachte schliesslich: Dann mache ich es halt selbst», beschreibt der 27-Jährige die Szene. «So treffe ich höchstens im Training. Meistens stochere ich die Scheibe über die Linie. Es tut gut, auch mal ein solches Tor zu erzielen.»

Dank Keanu Derungs und Miro Altonen stand es nach 35 Minuten vorentscheidend 3:0. Zu einer Reaktion waren die Tigers erst 100 Sekunden vor Schluss fähig. Zu spät. «Es war im wichtigsten Spiel der Saison ein grossartiger Teameffort», hält Marchon fest. «Wir pushten uns, blockten Schüsse und hatten einen super Torhüter. Es macht einfach Spass, in diesem Team zu spielen.»

Vor der Saison sahen viele den EHC in den Abstiegskampf verwickelt, fühlten sich früh bestätigt. Acht der ersten neun Partien gingen verloren. In Davos setzte es ein 0:7 ab, in Freiburg ein 1:9 und selbst vor eigenem Anhang gegen Ambri blieb man chancenlos, verlor 0:6. Doch Kloten behielt einen kühlen Kopf, fand sich in der höchsten Liga immer besser zurecht, gewann sieben Heimspiele in Folge und begann auch auswärts regelmässig zu Punkten. Die Unterländer zeigten, was mit Leidenschaft und Herzblut möglich ist. Sie agierten so stark, dass Entscheidungsträgern im Club mit Blick auf die nächste Spielzeit schon fast Angst und Bange wurde. Denn mit den Erfolgen steigen auch die Erwartungen.

«Wir wurden Anfangs Saison überfahren, haben aber gelernt. Mit jedem Sieg stieg das Selbstvertrauen. Wir kamen in einen Lauf, gewannen Spiele, in welchen der Gegner den Erfolg fast mehr verdient gehabt hätte, und fragten uns irgendwann selbst, wie lange das Hoch wohl anhalten würde», sagt Marchon ehrlich. Auch in den letzten Wochen, als einige damit rechneten, der EHC würde nun durchgereicht werden, stand Kloten abermals auf. Als «kleines Loch» bezeichnet Marchon die Serie von neun Niederlagen aus elf Partien. «Wir machten uns keinen Druck, wussten, dass wir eigentlich gut dastehen und fanden unsere Aggressivität wieder.»

Und dennoch: Vorige Woche sprach Trainer Jeff Tomlinson nach dem 2:6 gegen Biel noch von einer inakzeptablen Leistung. Herumgeschrien habe er danach nicht. Doch: «Es fielen ernsthafte und ehrliche Worte. Einigen Spielern war es schon sehr peinlich, wie wir uns zuletzt präsentiert hatten. Wir wollten sexy spielen. Das war Larifari. So gewinnt man in dieser Phase keine Spiele», betont der 52-Jährige.

Das Saisonziel hat der Aufsteiger erreicht. Satt aber ist er nicht. Nur einmal in den letzten vier Monaten lag der EHC nicht auf einem Platz, der für das Pre-Playoff berechtigen würde. Am Samstag nach der Heimniederlage gegen Lausanne. 24 Stunden später korrigierte Kloten diesen Umstand wieder. Es erstaunt daher nicht, dass Tomlinson sagt: «Wir sind nicht zufrieden, wollen jetzt mehr.» Für den Deutsch-Kanadier ist klar: «Hat man sein Ziel erreicht, gilt es, sich neue Ziele zu setzen. Und unser neues Ziel heisst Pre-Playoffs. Da möchte ich unbedingt hin. Die Jungs hätten es verdient.»

Zu verlieren hat der EHC nichts mehr. «Während andere zittern, können wir befreit aufspielen. Normalerweise zeigen wir in solchen Situationen unser bestes Eishockey.» Kloten trifft am Donnerstag am Schluefweg auf die Lakers und reist zum Abschluss der Qualifikation am Samstag nach Davos.
 
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