Geschichten und Anekdoten

Adagio

Hockeygott
#41
Das Unternehmen und sein Grounding
Durch den EHC Kloten eröffnete sich nicht nur meine Aussicht auf eine Sportkarriere, sondern auch auf die eines innovativen Unternehmers. Und das kam so:
Rüsche und ich beschränkten uns nicht nur auf unser Unternehmen, die Hosen älterer Herren mit Senf zu verzieren. Nein, in derselben Zeit beschlossen wir, ein EHC Kloten-Büchlein herauszugeben. Heute denke ich, es kann wie eine Art Urtyp der späteren Ausgaben „50 Jahre EHC Kloten“ und „Klotener Flugjahre“ betrachtet werden.
Wir schritten also zur Tat und schnitten leere A-4 Blätter in vier Teile zu - dies ergab das Format. Dann nummerierten und beschrieben wir die Seiten: Rüsche notierte sämtliche Matchbegegnungen mit den dazugehörigen Resultaten und Tabellen, die er sich zusammengesucht hatte, oder an die er sich noch erinnern konnte. Ich war mehr für die Texte verantwortlich. So zum Beispiel verfasste ich mit sorgfältiger, braver Schulschrift einzelne Matchberichte und Spielerbeurteilungen. Am Ende wurden alle Beiträge zusammengefügt, und dies ergab doch einen Umfang von gegen zwanzig Seiten. Nun fehlte uns noch der Buchdeckel und -rücken. Wenn ich bisher meine Mutter oft geschmäht habe, muss ihr an dieser Stelle nun Gerechtigkeit widerfahren – mindestens für die nächsten Zeilen: Sie nahm an unserem Projekt rege teil, indem sie uns aus dem Schulhaus – sie war Lehrerin – Karton, Klebefolie und allerlei Farb- und Filzstifte nach Hause brachte, und so konnten wir die Gestaltung des Covers in Angriff nehmen: Da entstanden Zeichnungen: Peter Lüthi, der im Angriff auf Gérald Rigolet zustürmt. Die tausenden Zuschauer – aneinandergereihte Kartoffelkreise bis ans Blattende. Eine grosse Resultattafel, beschriftet mit ‚Omega‘ - und ‚Kloten – Gast 12:0‘. Der Buchtitel ‚Der EHC Kloten‘ und die Namen der zwei Verfasser durften natürlich nicht fehlen. Am Ende wurde dieses Deckblatt auf Karton aufgeklebt, mit der Schere angepasst, und dann, um dem Büchlein die nötige Würde zu verleihen, mit Folie überzogen. Diese heikle Aufgabe übernahm die Mutter. Ganz zum Ende wurde das Werk gelocht und mit einem schönen Weihnachtsbändel gebunden. All diese Arbeiten waren riesig, denn jedes Exemplar wurde von Hand geschrieben, gezeichnet und zu Ende gebastelt. Rüsche und ich produzierten und produzierten, stundenlang, ja wochenlang, bis dann der grosse Moment kam und wir uns mit unseren etwa zwanzig Exemplaren von Haustür zu Haustür begaben und sie für drei Franken verkauften. Und wir brachten sie alle los, und zwar ziemlich in Windeseile. Unser Unternehmergeist war definitiv erwacht, und wir nahmen die nächste Auflage in Angriff.
Mitten in unserer schöpferischen Innovation platzte aber unser Geschäft, unser Traum. Jäh, wie ein praller, steigender Ballon. Und jetzt folgen halt doch die letzten, harten Zeilen:
Ein besonders kluger, studierter Familienfreund teilte meiner Mutter mit, dass unsere Unternehmerschaft genau genommen illegal sei, und irgendein Paragraf des ZGB diese als unlauter verurteilen würde. Meine Mutter ließ sich davon wahrscheinlich einschüchtern und untersagte uns ab sofort das so blühende Pioniergeschäft, und so kam es zum Eishockeybüchlein-Grounding.
Naja, ein Trost ist ja immerhin, dass immer wieder auch versierte, berühmte Konzerne dasselbe Schicksal ereilt – wie ja auch fast einmal den EHC, und definitiv dessen Hauptsponsor Swissair.
Ich selber wurde nie Unternehmer. Ich ergriff denselben Beruf wie meine Mutter, aber unterstützte stets freudig – und wahrscheinlich auch aus dieser Erfahrung heraus - alle Ideen meiner Schüler, unternehmerisch tätig zu werden, um zum Beispiel die Klassenkasse zu füttern.
Anders war der Werdegang von Rüsche: Nicht nur einmal begegnete ich einem riesigen Lastwagen, auf dem in ebenso riesigen Letten sein Name stand.
 
#42
Saison 86/87 - Halbfinalserie gegen den HCD
In der zweiten Saison seit der Playoff-Einführung in der CH spielten die ersten vier Teams nach der Quali in zwei Halbfinalserien und einer Finalserie (alle Best-Of-5) den Meister unter sich aus. Als Quali-Zweiter hatten wir gegen den Rekordmeister anzutreten. Das erste Heimspiel ging überraschend klar mit 3:7 an die Davoser, nicht zuletzt auch weil Stammtorhüter André "Mäuse" Mürner nicht seinen besten Abend einzog (er fiel während der Qualifikation längere Zeit aus und wurde dabei immer wieder durch einen erstaunlichen 17-jährigen Junior mit Vorname Reto tadellos ersetzt...). Nun auch in diesem Spiel kam dann Mitte des Spiels "Klein-Reto" zum Zug und Mäuse musste seinen Platz räumen. Er sollte nie mehr für den EHCK im Tor stehen...die jahrzehntelange Herrschaft von King Pavoni hatte begonnen.

Da auch das erste Auswärtsspiel im Landwassertal verloren ging, stand der EHCK eine Niederlage vor dem Aus und die Zürcher Tagespresse schrieb uns ab, weil der HCD doch so wunderbares Eishockey spiele. Das zweite Heimspiel im Schluefweg konnte man irgendwie mit Ach und Krach 3:2 für sich entscheiden (ich meine mich daran zu erinnern, dass Fige an allen Toren beteiligt war). Vor Spiel 4 wieder in Davos waren sich die Experten sicher, dass die Bündner zu Hause den Sack zumachen würden und auf unserer Fahrt im Privatauto nach Davos hörten wir wie Radio Grischa bereits verkündete, dass der HCD Fancar-Reisen für die Playoff-Finalspiele nach Lugano organisieren werde.

Nun im Spiel 4 zeigten unsere Jungs das perfekte Auswärtsspiel und fegten den doch so tollen HCD mit 1:5 absolut diskussionslos vom Eis - Manuele Celio war an diesem Abend einer, der den Bündner bei jedem Einsatz so was auf den Sack und unter die Haut ging, dass es nur so eine Freude war. Die HCD Fangesänge verstummten bereits Mitte des ersten Drittels und ich habe noch selten ein Auswärtsspiel so genossen wie damals...

Mit neuer Hoffnung und im ausverkauften Schluefweg kam es dann zur Belle. Im ersten Drittel liefen wir den überforderten Bündnern davon und gingen 3:0 in Führung. Nach dem 2. Drittel und einem unerklärlichen Leistungsabfall stand es dann auf einmal 4:4 unentschieden, so dass die letzten 20Min. die Entscheidung bringen mussten. Was dann kam, war wohl die erste magische Playoff-Nacht in Kloten. Die Flügelzange Peter Schlagenhauf und Fige Hollenstein entschied sich, dem ganzen ein wunderbares Ende zu bereiten, hob ab und fegte durch die gegnerischen Verteidiger hindurch wie Asteix und Obelix durch die Garnison von Kleinbonum. Am Ende stand ein 7:4 auf der Anzeigetafel, der Schluefweg explodierte und die erste Playoff-Final-Qualifikation in der Geschichte des EHCK war Tatsache. Magisch...

PS: Im Final waren wir gegen das Grande Lugano von Slettvoll chancenlos, aber bei uns entstand da auf einmal so ein Gefühl wie "Hey shit, vielleicht können unsere Jungs diesen Kübel in naher Zukunft tatsächlich einmal nach Kloten holen" ;)
 
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Schweri

Lückenfüller
#43
An dieses letzte Playoff-Halbfinale Spiel mag ich mich noch so gut erinnern, als wäre es gestern gewesen. Ich sass im Zimme und verfolgte das Spiel auf Radio 24 und Radio Z.
Ich meinte zwar, dass Mürner schon in der Quali den Platz an Pavoni verloren hatte, deshalb ging er nach der Saison zum Z.
 
#44
An dieses letzte Playoff-Halbfinale Spiel mag ich mich noch so gut erinnern, als wäre es gestern gewesen. Ich sass im Zimme und verfolgte das Spiel auf Radio 24 und Radio Z.
Ich meinte zwar, dass Mürner schon in der Quali den Platz an Pavoni verloren hatte, deshalb ging er nach der Saison zum Z.
Das ist richtig; aber irgendwie traute der damalige Coaching-Staff dem Junior Pavoni nicht zu, dass er in den Playoffs bereits bestehen kann. Deshalb stellten sie im ersten PO Halbfinal-Spiel überraschenderweise den eben genesenen Mäuse wieder ins Tor...bis dann etwa in der Mitte des Spiels Reto übernahm und nie mehr aus dem Tor ging...
 
#45
Das ist richtig; aber irgendwie traute der damalige Coaching-Staff dem Junior Pavoni nicht zu, dass er in den Playoffs bereits bestehen kann. Deshalb stellten sie im ersten PO Halbfinal-Spiel überraschenderweise den eben genesenen Mäuse wieder ins Tor...bis dann etwa in der Mitte des Spiels Reto übernahm und nie mehr aus dem Tor ging...
Und mich mit meinem André Mürner-Leibchen mit gebrochenem Fan-Herz auf der Tribüne zurückliess. Ich war und bin zwar Kloten Fan. Aber dass mein Liebling, mit dieser coolen Maske durch einen pickligen Junioren mit dieser langweiligen Gittermaske ersetzt wurde, konnte ich nie verstehen und hinterliess ein Trauma. Seit dieser Erfahrung hatte ich nie mehr einen "Lieblingsspieler", weil man ja nie wissen konnte, wie lange der noch bei Kloten war oder wie schnell der durch jemanden ersetzt wurde.
Mit Pavoni wurde ich dann auch nie richtig "warm". Obwohl seine sportlichen Leistungen natürlich Baustein für die Meisterjahre waren. Nervte mich auch gewaltig an seinen Interviews, wo doch jedes zweite Wort "Super" war.
Vor einigen Jahren traf ich André Mürner im schönen Bauma. Mit einem Kollegen wollte er dort eine Fischzucht auf die Beine stellen. Nach kurzer Zeit ging die dann aber schon wieder Konkurs.
 
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Schweri

Lückenfüller
#46
Und mich mit meinem André Mürner-Leibchen mit gebrochenem Fan-Herz auf der Tribüne zurückliess. Ich war und bin zwar Kloten Fan. Aber dass mein Liebling, mit dieser coolen Maske durch einen pickligen Junioren mit dieser langweiligen Gittermaske ersetzt wurde, konnte ich nie verstehen und hinterliess ein Trauma. Seit dieser Erfahrung hatte ich nie mehr einen "Lieblingsspieler", weil man ja nie wissen konnte, wie lange der noch bei Kloten war oder wie schnell der durch jemanden ersetzt wurde.
Mit Pavoni wurde ich dann auch nie richtig "warm". Obwohl seine sportlichen Leistungen natürlich Baustein für die Meisterjahre waren. Nervte mich auch gewaltig an seinen Interviews, wo doch jedes zweite Wort "Super" war.
Vor einigen Jahren traf ich André Mürner im schönen Bauma. Mit einem Kollegen wollte er dort eine Fischzucht auf die Beine stellen. Nach kurzer Zeit ging die dann aber schon wieder Konkurs.
Bei mir war es das pure Gegenteil. Da ich auch Eishockey-Goalie war (untere Ligen) und gleich alt bin wie Pavoni, wurde ich ein absoluter Fan von ihm.
Ich wohnte sogar mal eine Zeit im gleichen Dorf wie er und wegen ihm habe ich meine Stockmarke auch gewechselt:)
Was die Interviews anging, bin ich bei dir. Unvergesslich bleibt sein Interview in der Saison 1995/96 als Kloten in Bern Meister wurde und Stefan Figi ihn fragte weshalb er im Club immer besser, als in der Nati spiele. Sein Antwort: "Kommentiere gescheiter mal deine Spiele am TV besser"
 

Schweri

Lückenfüller
#47
Das ist richtig; aber irgendwie traute der damalige Coaching-Staff dem Junior Pavoni nicht zu, dass er in den Playoffs bereits bestehen kann. Deshalb stellten sie im ersten PO Halbfinal-Spiel überraschenderweise den eben genesenen Mäuse wieder ins Tor...bis dann etwa in der Mitte des Spiels Reto übernahm und nie mehr aus dem Tor ging...
Das wusste ich so nicht mehr genau. Besten Dank.
 
#48
Mit Pavoni wurde ich dann auch nie richtig "warm". Obwohl seine sportlichen Leistungen natürlich Baustein für die Meisterjahre waren. Nervte mich auch gewaltig an seinen Interviews, wo doch jedes zweite Wort "Super" war.
So toll bzw. eben "super" wie Pavoni im Tor hielt, umso kauziger waren seine Interviews. Seine Augenbrauen funktionierten autonom und waren völlig ausser Kontrolle, wenn er vor der Kamera erschien. Evtl. die Folge von ein paar Pucks zu viel an die Birne? Auch unvergessen, als er nach einem Sieg bei einem Radiointerview noch eine Vermisstmeldung für seine Katze machte.

Aber dass er in Winkel wohnte war natürlich super! Da hatte man es nicht weit um ein Autogramm zu ergattern.
 
#49
Der Ursprung der Meisterjahre
Meine Mutter war unsportlich. Sie liebte die Natur und war glücklich, wenn sie mit uns zusammen lange Bergwanderungen unternehmen konnte. Aber sonstigen Sport betreiben? Niemals. Wahrscheinlich deshalb hasste sie als Primarlehrerin die Turnstunden. Und wenn sie die Knaben Fussball spielen ließ, sorgte sie manchmal für zornige Köpfe, denn auch ihre Begabung als Schiedsrichter hielt sich in Grenzen. Und so war sie sehr dankbar, wenn ich während meiner Seminarzeit mal einen freien Tag hatte und ihre Turnstunde übernahm. Das kam aber eher wenige vor.
Nun, was hat dies alles mit dem EHC Kloten zu tun? Viel, lieber Leser, viel!
Denn in Mutters Klasse ging auch der spätere hundertfache Nationalspieler und absolute Topscorer der Achtziger- und Neunzigerjahre. Dies war der Anlass dazu, dass meine Mutter ein Leben lang – natürlich mit einem Augenzwinkern – erzählte, jener sei nur wegen ihr so weit gekommen, denn immerhin habe sie ihm Turnen erteilt. Und sie wusste noch von einem anderen ihrer Schüler, dass der später beim EVZ spielte.
Ob es nun an meiner ständigen Einimpfung oder eben auch an der Karriere ihrer Schüler lag, jedenfalls schloss sie eine Art Allianz mit dem Eishockeysport und dem EHC Kloten und besuchte nun ab und zu sogar ein Spiel. Dabei vergesse ich das Bild nicht mehr, wie Roman Wäger einmal beim Einlaufen zur Bande kommt und meine Mutter auf ihrem Sitzplatz begrüsst. Der Stolz war ihr dabei deutlich anzusehen.
Ja, wären die vier Meistertitel überhaupt möglich geworden ohne ihren Turnunterricht?

Ich möchte noch eines festhalten, aber nur hinter vorgehaltener Hand, das soll wirklich unter uns bleiben – denn ich bin ja eigentlich ein recht bescheidener Mensch:
Bin nicht auch ich ein wenig der Urheber dieser Erfolge? Denn auch ich habe Limi ja sicher auch etwa drei Turnstunden erteilt…
 
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#50
Der Ursprung der Meisterjahre
Meine Mutter war unsportlich. Sie liebte die Natur und war glücklich, wenn sie mit uns zusammen lange Bergwanderungen unternehmen konnte. Aber sonstigen Sport betreiben? Niemals. Wahrscheinlich deshalb hasste sie als Primarlehrerin die Turnstunden. Und wenn sie die Knaben Fussball spielen ließ, sorgte sie manchmal für zornige Köpfe, denn auch ihre Begabung als Schiedsrichter hielt sich in Grenzen. Und so war sie sehr dankbar, wenn ich während meiner Seminarzeit mal einen freien Tag hatte und ihre Turnstunde übernahm. Das kam aber eher wenige vor.
Nun, was hat dies alles mit dem EHC Kloten zu tun? Viel, lieber Leser, viel!
Denn in Mutters Klasse ging auch der spätere hundertfache Nationalspieler und absolute Topscorer der Achtziger- und Neunzigerjahre. Dies war der Anlass dazu, dass meine Mutter ein Leben lang – natürlich mit einem Augenzwinkern – erzählte, jener sei nur wegen ihr so weit gekommen, denn immerhin habe sie ihm Turnen erteilt. Und sie wusste noch von einem anderen ihrer Schüler, dass der später beim EVZ spielte.
Ob es nun an meiner ständigen Einimpfung oder eben auch an der Karriere ihrer Schüler lag, jedenfalls schloss sie eine Art Allianz mit dem Eishockeysport und dem EHC Kloten und besuchte nun ab und zu sogar ein Spiel. Dabei vergesse ich das Bild nicht mehr, wie Roman Wäger einmal beim Einlaufen zur Bande kommt und meine Mutter auf ihrem Sitzplatz begrüsst. Der Stolz war ihr dabei deutlich anzusehen.
Ja, wären die vier Meistertitel überhaupt möglich geworden ohne ihren Turnunterricht?

Ich möchte noch eines festhalten, aber nur hinter vorgehaltener Hand, das soll wirklich unter uns bleiben – denn ich bin ja eigentlich ein recht bescheidener Mensch:
Bin nicht auch ich ein wenig der Urheber dieser Erfolge? Denn auch ich habe Limi ja sicher auch etwa drei Turnstunden erteilt…
"Bin nicht auch ich ein wenig der Urheber dieser Erfolge? Denn auch ich habe Limi ja sicher auch etwa drei Turnstunden erteilt…"
Limi's Sniper-Qualitäten gerade auch in den entscheidenden Playoff-Partien war ein ungemein wichtiger Teil im ganzen Meister-Puzzle. Ergo: Mein ewiger Dank und meine uneingeschränkte Anerkennung ist dir gewiss :cool:;)(y)(y)(y)
 
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#51
Mike
In meiner letzten Anekdote möchte ich einen ganz besonderen Menschen ehren. Er hat es dabei verdient, bei seinem richtigen Namen genannt zu werden.
Mike.
Im Alter von etwa elf Jahren hielt ich mich wieder einmal im Wald auf – Ich suchte die geeignete Stelle für eine Baumhütte. Wie erschrak ich, als mir plötzlich jemand gegenüberstand. Er war etwa so gross wie ich. Seine starken Arme schlossen einen bulligen Körper ein, der über den kurzen, dicken Hals in einen eher kleinen Kopf verlief. In seinem flachen Gesicht sahen mich zwei etwas schräg nach oben stehende Augen an. Der Mund stand halb geöffnet, die dicke Zunge war bis auf die vorstehende Unterlippe zu sehen. Mit etwas undeutlicher, aber gebieterischer Stimme fragte er:
„Was machsch du da?“
Ich war dermassen erschrocken, dass ich keinen Ton herausbrachte und heimlich nach einem Fluchtweg Ausschau hielt. Als er jedoch seine Frage etwas lauter wiederholte, stammelte ich etwas von - Baumhütte bauen.
„Dörfsch du das? Häsch gfrögt?“
Meine Angst wuchs, ich entgegnete nichts. Er ließ seinen Blick nicht von mir los, trat näher auf mich zu und schaute mich lange an. Da plötzlich sagte er mit einer sanften, tröstenden Stimme:
„Vor mir muesch kei Angscht ha.“
Da löste sich in mir eine grosse Spannung, Erleichterung machte der Angst Platz. Doch vom Schrecken noch nicht ganz erholt, entschuldigte ich mich, ich müsse jetzt gehen, ließ ihn stehen und machte mich eilig auf den Heimweg.
Das war meine erste Begegnung mit ihm. Er war in ganz Kloten bekannt. Muggi nannten sie ihn, später sollte sich sein echter, viel schönerer und würdevollerer Name Michael, oder eben Mike, durchsetzen.
Er hatte das Down-Syndrom, genannt auch Trisomie 21.

Viele Jahre war Mike überall im Dorf anzutreffen. Auf jeder Baustelle, bei jedem festlichen Anlass, in Geschäften, am Wochen- und Jahrmarkt, einfach überall, wo etwas los war. Und überall hatte er etwas zu sagen, erteilte Ratschläge, ordnete an, dirigierte und wusste, was richtig war. Beim Bau des Zentrums Schluefweg beobachtete ich ihn zum Beispiel, wie er einem Polier Anweisungen gab, damit der ganze Bau dann nicht zusammenstürze.
Mike war nicht mehr wegzudenken, er gehörte einfach an jeder Ecke zu Kloten.
Und so war er auch ein feuriger EHC-Fan. Er fehlte viele Jahre bei keinem Spiel, hatte seinen Stammsitzplatz, trug ein Fan-Shirt, schwenkte seine Fahne und fachsimpelte mit jedem, der seine Meinung hören wollte. Seine Meinungen hatten aber auch Hand und Fuss, denn immerhin verkehrte er glaub auch in der Spielerkabine und war ein vertrauter, wichtiger Freund des gesamten EHC-Stabes.
Ich habe in all den Jahrzehnten meiner Matchbesuche schon manch schillernde Figur im Klotener Publikum entdeckt. Aber noch nie eine solche wie Mike.
Am meisten freute mich, wenn er jeweils auf der Eisreinigungsmaschine mitfahren durfte. Er, der grosse Star, der mit seinem weiten Herz einen so weitherzigen Platz in seinem Kloten einnehmen durfte, winkte dabei den jubelnden Zuschauern zu, ließ sich feiern, und Hunderte seiner Fans winkten ihm zurück. Wie schön dies zu sehen!
Ich selber habe Mike nie richtig kennen gelernt.
Aber er hat mich einmal gelehrt, keine Angst vor ihm haben zu müssen.
 
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Dancer

Lückenfüller
#52
Mike
In meiner letzten Anekdote möchte ich einen ganz besonderen Menschen ehren. Er hat es dabei verdient, bei seinem richtigen Namen genannt zu werden.
Mike.
Im Alter von etwa elf Jahren hielt ich mich wieder einmal im Wald auf – Ich suchte die geeignete Stelle für eine Baumhütte. Wie erschrak ich, als mir plötzlich jemand gegenüberstand. Er hatte einen bulligen Körperbau und war etwa so gross wie ich. Seine starken Arme schlossen einen bulligen Körper ein, der über den kurzen, dicken Hals in einen eher kleinen Kopf verlief. In seinem flachen Gesicht sahen mich zwei etwas schräg nach oben stehende Augen an. Der Mund stand halb geöffnet, die dicke Zunge war bis auf die vorstehende Unterlippe zu sehen. Mit etwas undeutlicher, aber gebieterischer Stimme fragte er:
„Was machsch du da?“
Ich war dermassen erschrocken, dass ich keinen Ton herausbrachte und heimlich nach einem Fluchtweg Ausschau hielt. Als er jedoch seine Frage etwas lauter wiederholte, stammelte ich etwas von - Baumhütte bauen.
„Dörfsch du das? Häsch gfrögt?“
Meine Angst wuchs, ich entgegnete nichts. Er ließ seinen Blick nicht von mir los, trat näher auf mich zu und schaute mich lange an. Da plötzlich sagte er mit einer sanften, tröstenden Stimme:
„Vor mir muesch kei Angscht ha.“
Da löste sich in mir eine grosse Spannung, Erleichterung machte der Angst Platz. Doch vom Schrecken noch nicht ganz erholt, entschuldigte ich mich, ich müsse jetzt gehen, ließ ihn stehen und machte mich eilig auf den Heimweg.
Das war meine erste Begegnung mit ihm. Er war in ganz Kloten bekannt. Muggi nannten sie ihn, später sollte sich sein echter, viel schönerer und würdevollerer Name Michael, oder eben Mike, durchsetzen.
Er hatte das Down-Syndrom, genannt auch Trisomie 21.

Viele Jahre war Mike überall im Dorf anzutreffen. Auf jeder Baustelle, bei jedem festlichen Anlass, in Geschäften, am Wochen- und Jahrmarkt, einfach überall, wo etwas los war. Und überall hatte er etwas zu sagen, erteilte Ratschläge, ordnete an, dirigierte und wusste, was richtig war. Beim Bau des Zentrums Schluefweg beobachtete ich ihn zum Beispiel, wie er einem Polier Anweisungen gab, damit der ganze Bau dann nicht zusammenstürze.
Mike war nicht mehr wegzudenken, er gehörte einfach an jeder Ecke zu Kloten.
Und so war er auch ein feuriger EHC-Fan. Er fehlte viele Jahre bei keinem Spiel, hatte seinen Stammsitzplatz, trug ein Fan-Shirt, schwenkte seine Fahne und fachsimpelte mit jedem, der seine Meinung hören wollte. Seine Meinungen hatten aber auch Hand und Fuss, denn immerhin verkehrte er glaub auch in der Spielerkabine und war ein vertrauter, wichtiger Freund des gesamten EHC-Stabes.
Ich habe in all den Jahrzehnten meiner Matchbesuche schon manch schillernde Figur im Klotener Publikum entdeckt. Aber noch nie eine solche wie Mike.
Am meisten freute mich, wenn er jeweils auf der Eisreinigungsmaschine mitfahren durfte. Er, der grosse Star, der mit seinem weiten Herz einen so weitherzigen Platz in seinem Kloten einnehmen durfte, winkte dabei den jubelnden Zuschauern zu, ließ sich feiern, und Hunderte seiner Fans winkten ihm zurück. Wie schön dies zu sehen!
Ich selber habe Mike nie richtig kennen gelernt.
Aber er hat mich einmal gelehrt, keine Angst vor ihm haben zu müssen.
Danke für den schönen Text. Ich bin im gleichen Quartier aufgewachsen wie er. Als er noch bei seinem Vater wohnte. Wir hatten am Anfang alle Angst von ihm. Aber das war schnell vorbei. Er war ein richtiger „Chlootner“!
 
#53
Mike
In meiner letzten Anekdote möchte ich einen ganz besonderen Menschen ehren. Er hat es dabei verdient, bei seinem richtigen Namen genannt zu werden.
Mike.
Im Alter von etwa elf Jahren hielt ich mich wieder einmal im Wald auf – Ich suchte die geeignete Stelle für eine Baumhütte. Wie erschrak ich, als mir plötzlich jemand gegenüberstand. Er hatte einen bulligen Körperbau und war etwa so gross wie ich. Seine starken Arme schlossen einen bulligen Körper ein, der über den kurzen, dicken Hals in einen eher kleinen Kopf verlief. In seinem flachen Gesicht sahen mich zwei etwas schräg nach oben stehende Augen an. Der Mund stand halb geöffnet, die dicke Zunge war bis auf die vorstehende Unterlippe zu sehen. Mit etwas undeutlicher, aber gebieterischer Stimme fragte er:
„Was machsch du da?“
Ich war dermassen erschrocken, dass ich keinen Ton herausbrachte und heimlich nach einem Fluchtweg Ausschau hielt. Als er jedoch seine Frage etwas lauter wiederholte, stammelte ich etwas von - Baumhütte bauen.
„Dörfsch du das? Häsch gfrögt?“
Meine Angst wuchs, ich entgegnete nichts. Er ließ seinen Blick nicht von mir los, trat näher auf mich zu und schaute mich lange an. Da plötzlich sagte er mit einer sanften, tröstenden Stimme:
„Vor mir muesch kei Angscht ha.“
Da löste sich in mir eine grosse Spannung, Erleichterung machte der Angst Platz. Doch vom Schrecken noch nicht ganz erholt, entschuldigte ich mich, ich müsse jetzt gehen, ließ ihn stehen und machte mich eilig auf den Heimweg.
Das war meine erste Begegnung mit ihm. Er war in ganz Kloten bekannt. Muggi nannten sie ihn, später sollte sich sein echter, viel schönerer und würdevollerer Name Michael, oder eben Mike, durchsetzen.
Er hatte das Down-Syndrom, genannt auch Trisomie 21.

Viele Jahre war Mike überall im Dorf anzutreffen. Auf jeder Baustelle, bei jedem festlichen Anlass, in Geschäften, am Wochen- und Jahrmarkt, einfach überall, wo etwas los war. Und überall hatte er etwas zu sagen, erteilte Ratschläge, ordnete an, dirigierte und wusste, was richtig war. Beim Bau des Zentrums Schluefweg beobachtete ich ihn zum Beispiel, wie er einem Polier Anweisungen gab, damit der ganze Bau dann nicht zusammenstürze.
Mike war nicht mehr wegzudenken, er gehörte einfach an jeder Ecke zu Kloten.
Und so war er auch ein feuriger EHC-Fan. Er fehlte viele Jahre bei keinem Spiel, hatte seinen Stammsitzplatz, trug ein Fan-Shirt, schwenkte seine Fahne und fachsimpelte mit jedem, der seine Meinung hören wollte. Seine Meinungen hatten aber auch Hand und Fuss, denn immerhin verkehrte er glaub auch in der Spielerkabine und war ein vertrauter, wichtiger Freund des gesamten EHC-Stabes.
Ich habe in all den Jahrzehnten meiner Matchbesuche schon manch schillernde Figur im Klotener Publikum entdeckt. Aber noch nie eine solche wie Mike.
Am meisten freute mich, wenn er jeweils auf der Eisreinigungsmaschine mitfahren durfte. Er, der grosse Star, der mit seinem weiten Herz einen so weitherzigen Platz in seinem Kloten einnehmen durfte, winkte dabei den jubelnden Zuschauern zu, ließ sich feiern, und Hunderte seiner Fans winkten ihm zurück. Wie schön dies zu sehen!
Ich selber habe Mike nie richtig kennen gelernt.
Aber er hat mich einmal gelehrt, keine Angst vor ihm haben zu müssen.
Ich durfte ihn lange in der Stiftung Pigna begleiten. Er war ein ganz toller Mensch.
 
#54
Mike
In meiner letzten Anekdote möchte ich einen ganz besonderen Menschen ehren. Er hat es dabei verdient, bei seinem richtigen Namen genannt zu werden.
Mike.
Im Alter von etwa elf Jahren hielt ich mich wieder einmal im Wald auf – Ich suchte die geeignete Stelle für eine Baumhütte. Wie erschrak ich, als mir plötzlich jemand gegenüberstand. Er hatte einen bulligen Körperbau und war etwa so gross wie ich. Seine starken Arme schlossen einen bulligen Körper ein, der über den kurzen, dicken Hals in einen eher kleinen Kopf verlief. In seinem flachen Gesicht sahen mich zwei etwas schräg nach oben stehende Augen an. Der Mund stand halb geöffnet, die dicke Zunge war bis auf die vorstehende Unterlippe zu sehen. Mit etwas undeutlicher, aber gebieterischer Stimme fragte er:
„Was machsch du da?“
Ich war dermassen erschrocken, dass ich keinen Ton herausbrachte und heimlich nach einem Fluchtweg Ausschau hielt. Als er jedoch seine Frage etwas lauter wiederholte, stammelte ich etwas von - Baumhütte bauen.
„Dörfsch du das? Häsch gfrögt?“
Meine Angst wuchs, ich entgegnete nichts. Er ließ seinen Blick nicht von mir los, trat näher auf mich zu und schaute mich lange an. Da plötzlich sagte er mit einer sanften, tröstenden Stimme:
„Vor mir muesch kei Angscht ha.“
Da löste sich in mir eine grosse Spannung, Erleichterung machte der Angst Platz. Doch vom Schrecken noch nicht ganz erholt, entschuldigte ich mich, ich müsse jetzt gehen, ließ ihn stehen und machte mich eilig auf den Heimweg.
Das war meine erste Begegnung mit ihm. Er war in ganz Kloten bekannt. Muggi nannten sie ihn, später sollte sich sein echter, viel schönerer und würdevollerer Name Michael, oder eben Mike, durchsetzen.
Er hatte das Down-Syndrom, genannt auch Trisomie 21.

Viele Jahre war Mike überall im Dorf anzutreffen. Auf jeder Baustelle, bei jedem festlichen Anlass, in Geschäften, am Wochen- und Jahrmarkt, einfach überall, wo etwas los war. Und überall hatte er etwas zu sagen, erteilte Ratschläge, ordnete an, dirigierte und wusste, was richtig war. Beim Bau des Zentrums Schluefweg beobachtete ich ihn zum Beispiel, wie er einem Polier Anweisungen gab, damit der ganze Bau dann nicht zusammenstürze.
Mike war nicht mehr wegzudenken, er gehörte einfach an jeder Ecke zu Kloten.
Und so war er auch ein feuriger EHC-Fan. Er fehlte viele Jahre bei keinem Spiel, hatte seinen Stammsitzplatz, trug ein Fan-Shirt, schwenkte seine Fahne und fachsimpelte mit jedem, der seine Meinung hören wollte. Seine Meinungen hatten aber auch Hand und Fuss, denn immerhin verkehrte er glaub auch in der Spielerkabine und war ein vertrauter, wichtiger Freund des gesamten EHC-Stabes.
Ich habe in all den Jahrzehnten meiner Matchbesuche schon manch schillernde Figur im Klotener Publikum entdeckt. Aber noch nie eine solche wie Mike.
Am meisten freute mich, wenn er jeweils auf der Eisreinigungsmaschine mitfahren durfte. Er, der grosse Star, der mit seinem weiten Herz einen so weitherzigen Platz in seinem Kloten einnehmen durfte, winkte dabei den jubelnden Zuschauern zu, ließ sich feiern, und Hunderte seiner Fans winkten ihm zurück. Wie schön dies zu sehen!
Ich selber habe Mike nie richtig kennen gelernt.
Aber er hat mich einmal gelehrt, keine Angst vor ihm haben zu müssen.
Zeitungen sammel für den EHC. Hoffendlich nicht die Tour an der Strasse wo Mike wohnte. Der Typ sammelte im ganzen Quartier die zeitungen ein und hortete sie bis der EHC an der Reihe war. Kein anderer Club hat je Zeitungen bekommen. Wir dafür einmal fast 2 Lastwagen voll.
In der Badi machten wir uns einen Spass daraus ihm zu zeigen welches hübsche Mädchen sich in ihn verliebt hatte. Die hatte dann einen treuen Begleiter für den Rest des Nachmittags.
Er hatte ein grosses Herz und immer Zeit uns seine Weissheiten zu erzählen. Ich vermisse seine Umarmungen die einem zwar fast die Luft nahmen aber unheimlich herzlich waren.
 
#55
Mike
In meiner letzten Anekdote möchte ich einen ganz besonderen Menschen ehren. Er hat es dabei verdient, bei seinem richtigen Namen genannt zu werden.
Mike.
Im Alter von etwa elf Jahren hielt ich mich wieder einmal im Wald auf – Ich suchte die geeignete Stelle für eine Baumhütte. Wie erschrak ich, als mir plötzlich jemand gegenüberstand. Er war etwa so gross wie ich. Seine starken Arme schlossen einen bulligen Körper ein, der über den kurzen, dicken Hals in einen eher kleinen Kopf verlief. In seinem flachen Gesicht sahen mich zwei etwas schräg nach oben stehende Augen an. Der Mund stand halb geöffnet, die dicke Zunge war bis auf die vorstehende Unterlippe zu sehen. Mit etwas undeutlicher, aber gebieterischer Stimme fragte er:
„Was machsch du da?“
Ich war dermassen erschrocken, dass ich keinen Ton herausbrachte und heimlich nach einem Fluchtweg Ausschau hielt. Als er jedoch seine Frage etwas lauter wiederholte, stammelte ich etwas von - Baumhütte bauen.
„Dörfsch du das? Häsch gfrögt?“
Meine Angst wuchs, ich entgegnete nichts. Er ließ seinen Blick nicht von mir los, trat näher auf mich zu und schaute mich lange an. Da plötzlich sagte er mit einer sanften, tröstenden Stimme:
„Vor mir muesch kei Angscht ha.“
Da löste sich in mir eine grosse Spannung, Erleichterung machte der Angst Platz. Doch vom Schrecken noch nicht ganz erholt, entschuldigte ich mich, ich müsse jetzt gehen, ließ ihn stehen und machte mich eilig auf den Heimweg.
Das war meine erste Begegnung mit ihm. Er war in ganz Kloten bekannt. Muggi nannten sie ihn, später sollte sich sein echter, viel schönerer und würdevollerer Name Michael, oder eben Mike, durchsetzen.
Er hatte das Down-Syndrom, genannt auch Trisomie 21.

Viele Jahre war Mike überall im Dorf anzutreffen. Auf jeder Baustelle, bei jedem festlichen Anlass, in Geschäften, am Wochen- und Jahrmarkt, einfach überall, wo etwas los war. Und überall hatte er etwas zu sagen, erteilte Ratschläge, ordnete an, dirigierte und wusste, was richtig war. Beim Bau des Zentrums Schluefweg beobachtete ich ihn zum Beispiel, wie er einem Polier Anweisungen gab, damit der ganze Bau dann nicht zusammenstürze.
Mike war nicht mehr wegzudenken, er gehörte einfach an jeder Ecke zu Kloten.
Und so war er auch ein feuriger EHC-Fan. Er fehlte viele Jahre bei keinem Spiel, hatte seinen Stammsitzplatz, trug ein Fan-Shirt, schwenkte seine Fahne und fachsimpelte mit jedem, der seine Meinung hören wollte. Seine Meinungen hatten aber auch Hand und Fuss, denn immerhin verkehrte er glaub auch in der Spielerkabine und war ein vertrauter, wichtiger Freund des gesamten EHC-Stabes.
Ich habe in all den Jahrzehnten meiner Matchbesuche schon manch schillernde Figur im Klotener Publikum entdeckt. Aber noch nie eine solche wie Mike.
Am meisten freute mich, wenn er jeweils auf der Eisreinigungsmaschine mitfahren durfte. Er, der grosse Star, der mit seinem weiten Herz einen so weitherzigen Platz in seinem Kloten einnehmen durfte, winkte dabei den jubelnden Zuschauern zu, ließ sich feiern, und Hunderte seiner Fans winkten ihm zurück. Wie schön dies zu sehen!
Ich selber habe Mike nie richtig kennen gelernt.
Aber er hat mich einmal gelehrt, keine Angst vor ihm haben zu müssen.
Sorry, ich hatte im zweiten Abschnitt einen groben Stilfehler drin, hab's korrigiert.
 
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